Freitag, 23. Mai 2014

Robert FitzRoy


He heard how it felt to walk in jungle first
from John Edmonstone. His teacher, the freed slave.
Now, in this city on a pink-lit bay, lightning
snaps beneath his feet. He sees the slaves
themselves. Auctions. Blows. Humanity betrayed.
His waistcoat crackles with static. In the marl
of a river crossing, to make sure the ferry-pilot,
a tall black slave, knows where he needs to go,
he explains a little louder - as you do -
and waves his hands. Terrified, the fellow shuts his eyes.
'He thought I was in a passion and meant to strike!
I shall never forget my shame and my surprise
at seeing a great, powerful man afraid
even to ward off a blow
directed, he thought, at his face. He was trained

to degradation lower than the most helpless animal!'
But Captain Fitzroy thinks different.
He's seen a plantation-owner ask his slaves
if they wanted to be free - 'And they said "No!"'
Does saying it to their master's face prove anything?

'We cannot live together if you doubt my word!'
The Captain bangs out of the cabin
and curses him, on deck, all evening.
Will he have to leave the boat? Fitzroy sends apologies.
They never speak of slavery again.

Der junge Mann, der da die Kabine (aber nicht dessen Ansichten zur Sklaverei) mit dem Kapitän teilt, ist heute vor 180 Jahre an Bord von Kapitän FitzRoys Schiff gegangen. Um fünf Jahre lang auf engstem Raum mit ihm zusammenzuleben. Er ist ein Theologe und Naturwissenschaftler, er ist nicht offiziell von der Admiralität beauftragt, er ist sozusagen als Privatmann und Gast des Kapitäns an Bord. Robert FitzRoy hatte sich vor der Reise an seinen Freund Admiral Francis Beaufort gewandt, der sich wiederum an an einen Freund in Cambridge wandte. Der leitete die Anfrage des Hydrographen der Admiralität an einen Kollegen, den Mineralogen John Stevens Henslow, weiter. Und der Professor Henslow präsentierte seinen Lieblingsstudenten of promising ability, extremely fond of geology, and ideed all branches of natural history. Der kleinwüchsige Kapitän stört sich nicht daran, dass der junge Mann ihn um Haupteslänge überragt. Aber ihm gefällt die Nase des jungen Mannes nicht - das ist jetzt wörtlich zu nehmen, FitzRoy schwört auf die (Pseudo-) Wissenschaft der Phrenologie - aber er nimmt ihn dann doch mit.

Der zweiundzwanzigjährige Naturwissenschaftler heißt - Sie haben das bestimmt schon erraten - Charles Darwin. Die fünf Jahre an Bord der Beagle werden für die Naturwissenschaft eine Sternstunde sein, für das Verhältnis von Captain Robert FitzRoy und Charles Darwin sind sie eine Zeit der Spannungen. Um es zurückhaltend zu sagen. Dass der strenggläubige Fundamentalist aus einer Adelsfamilie da eine Natter am Busen nährt, jemanden, der durch seine Forschung die Bibel auf den Kopf stellt, das wird ihn für den Rest des Lebens beschäftigen.

Dabei ist er auch ein Mann der Wissenschaften. Er schafft die Grundlagen für das forecasting the weather (den Begriff hat er auch erfunden) und setzt führt das Barometer auf englischen Kriegsschiffen ein. Das ist zwar schon vor Jahrhunderten erfunden, aber es wird praktisch nicht verwendet. Ambrose Bierce spottete in seinem Devil's DictionaryBarometer, n.: An ingenious instrument which indicates what kind of weather we are having. Wenn Sie heute im Fernsehen die Wetterkarte sehen, denken Sie doch mal einen Augenblick an Robert FitzRoy, den Vater der Wettervorhersage. Es hat lange gedauert, bis es ein lesbares Buch über die Verdienste von FitzRoy gab, aber im Jahre 2004 ist es erschienen: FitzRoy: The Remarkable Story of Darwin's Captain and the Invention of the Weather Forecast von John R. Gribbin und Mary Gribbin. Und, durch eine Fügung des Zufalls, erschien im gleichen Jahr auch ein sehr gutes Buch über Francis Beaufort: Defining the Wind: The Beaufort Scale and How a 19th-Century Admiral Turned Science into Poetry von Scott Huler. Empfehlenswerte Literatur zu Charles Darwin habe ich ➱hier ja schon einmal genannt.

Zu den Titeln möchte ich noch einen hinzufügen, nämlich Darwin: A Life in Poems von Ruth Padel. Aus dem Buch stammt auch das Gedicht A Quarrel in Bahia, mit dem ich heute begonnen habe. Die englische Dichterin, die auch für das Fernsehen arbeitet (gibt es so etwas bei uns?), ist geradezu prädestiniert eine Biographie in Gedichtform über Darwin zu schreiben, schließlich ist er ihr Ur-Ur-Großvater. Und wenn sie diesen ➱Link anklicken, liest sie aus dem Band noch etwas vor.

Und für diejenigen, die Fußnoten lieben, es gibt zu A Quarrel in Bahia auch noch eine Fußnote: this poem refers to events in Bahia in March 1832. Slavery was abolished in England in 1772 and slave trading in British colonies in 1806. But this exacerbated trading by other nations and Portugal continued transporting Africans to Brazil. Darwin was horrified. All his family had campaigned for abolition; his grandfather Josiah Wedgwood made for the abolition movement a medallion saying, 'Am I Not a Man and a Brother?' In 1832 Darwin and his sisters were waiting impatiently for the British government to emancipate slaves in British colonies: the law was passed in August that year. Fitzroy and Darwin shared the captain's living quarters. Their worst quarrel was over slavery. Fitzroy later changed his views.

Gregory Peck


Er hat die Presidential Medal of Freedom bekommen, wie die Pastorentochter aus der Uckermark. Nicht von Richard Nixon, bei dem stand er auf der Hassliste. Politisch ist Gregory Peck immer einen geraden Weg gegangen, menschlich auch. Heute scheinen in Hollywood ja eher Leute wie Charlie Sheen die Regel zu sein. Gregory Peck ist heute vor drei Jahren gestorben, in Filmen starb er nie. Weil Hollywood dieses Gesetz hatte, dass ein Errol Flynn oder ein Gregory Peck niemals auf der Leinwand sterben darf. In Old Gringo ist er dann aber 1989 doch auf der Leinwand gestorben. Vier Jahrzehnte vorher auch schon mal in Duel in the Sun. Aber solange es Filme gibt, wird Gregory Peck natürlich weiterleben. Als Atticus Finch in ⥤To Kill a Mockingbird werden wir ihn nie vergessen, als jungen Reporter in Roman Holiday, der mit Audrey Hepburn auf der Vespa durch Rom gleitet, natürlich auch nicht. Als Kapitän Ahab in Moby-Dick mochte ihn niemand so gerne. Leslie Fiedler hat gesagt, er hätte besser den Wal gespielt. Und in The Sea Wolves hätte er besser nicht mitgespielt.

Auch wenn man manche Rollen vergessen wird, einen Gregory Peck Film vergesse ich nie. Da ist er Captain Horatio Hornblower, RN und kämpft auf seiner HMS Lydia gegen die Franzosen. Einen besseren Hornblower gab es nie, dagegen kommt Ioan Gruffud in der ITV Serie nie gegen an. Die Lydia ist eine Fregatte, viel schneller als ein Linienschiff. Es ist Horatio Nelsons Verdienst, diesen Fregatten in seiner Seekriegsführung eine neue Rolle zuzuweisen. Und all die Seehelden der napoleonischen Kriege wie Sir George Cockburn, Lord Cochrane oder ⥤Sir Sidney Smith haben sich ihre Sporen auf einer Fregatte verdient.

Und seit C.S. Forester (der eigentlich Cecil Smith heißt) 1938 Flying Colours geschrieben hat (der erste Hornblower Roman, den ich vor Jahrzehnten las, der auch die Basis für den Film ist), haben uns englische Schriftsteller mit immer neuen Abenteuern von Hornblower-ähnlichen Helden versorgt. Patrick O'Brian kennt inzwischen jeder, aber es gibt noch Alexander Kent (der in Wirklichkeit Douglas Reeman heißt), Dudley Pope, Richard Woodman und Julian Stockwin. Und wahrscheinlich noch viel mehr. Viele der Autoren waren in der Royal Navy, ⥤Patrick O'Brian ist allerdings niemals zur See gefahren. Genau wie sein großes Vorbild C.S. Forester, den er so schamlos beklaut.

Eine Uniform wie Gregory Peck hat allerdings damals kein Captain der Royal Navy getragen, wie man Amy Millers Buch Dressed to Kill entnehmen kann. Das Buch ist eine Kostümgeschichte der Royal Navy von den Anfängen der Uniformierung der Seeoffiziere bis zum Jahre 1856, ein Katalog einer Ausstellung des National Maritime Museum in Greenwich. Pflichtlektüre für Leser von C.S. Forester. Natürlich haben wir auf den swagger portraits des ausgehenden 18. Jahrhunderts immer wieder Marineoffiziere, die gegen alle Bekleidungsvorschriften verstoßen. Exzentriker wie die Admirale Sidney Smith oder Thomas Cochrane tragen, was sie wollen, sonst wären sie keine exzentrischen Engländer. Wahrscheinlich würden sie ⥤Regenschirme tragen, wie die Gardeoffiziere bei Waterloo, wenn die an Bord nicht so fürchterlich unpraktisch wären.  In dem Katalog ist auch der junge Seeoffizier Nelson mit einer Bärenfellmütze, wie er auf einer Eisscholle mit einem Gewehr als Schlagstock einen Eisbären bekämpft. Mehr passt kaum auf ein Ölbild, das einen englischen Seehelden zeigt. Das schöne Bild war auch schon mal hier im ⥤Blog.

Man braucht natürlich nicht zur See gefahren zu sein, um die Horatio Hornblower Romane zu lesen. Man benötigt vielleicht nicht einmal das nautische Fachvokabular, das man braucht, um Melvilles Moby-Dick zu lesen. Hornblower als literarischer Held hat in den Romanen ja wenig von den Exzentrizitäten von Kapitänen wie Cochrane oder Smith, er ist introspektiv und voller Selbstzweifel. Das liegt Gregory Peck natürlich, auf solche Rollen ist er abonniert. Wenn er unsicher ist, zum Beispiel schönen Frauen wie der Schwester Wellingtons gegenüber, dann produziert er dieses unnachahmliche Räuspern, das im englischen Text als Ha - h'm wiedergegeben wird. Das Ha - h'm kriegt Gregory Peck wunderbar hin. Er ist ein perfekter englischer Marineoffizier. Nicht perfekt ist wieder einmal Hollywoods Kostümabteilung. Nicht nur, dass ein Post-Captain niemals eine solche Uniform hatte wie Gregory Peck, auch die Leutnants der Royal Navy hatten niemals solche Uniformen wie Robert Beatty links auf dem Bild.

Horatio Hornblower Fans werden den Hinweis nicht brauchen, aber für alle anderen möchte ich nicht verheimlichen, dass es eine Horatio Hornblower Biographie gibt. The Life and Times of Horatio Hornblower heißt das Buch von C. Northcote Parkinson, in meiner Penguin Ausgabe dreihundert Seiten stark (mit zahlreichen Illustrationen). Parkinson ist berühmt geworden durch das Buch Parkinson's Law, dem noch zahlreiche ähnliche, ebenso komische Bücher folgen sollten. Das Gesetz, dass sich Beamtenstellen im umgekehrten Verhältnis zu ihrer wirklichen Bedeutung vermehren, ist heute weltweit akzeptiert. Bis zu Parkinson's Law hatte sich Professor Parkinson mit seriöser Forschung und der Geschichte der Seefahrt beschäftigt, aber der Erfolg der nicht so wissenschaftlichen Bücher veranlasste ihn, seinem satirischen Talent etwas mehr nachzugeben. Und so schrieb er 1970 diese sorgfältig recherchierte Biographie. Auf der Basis neu gefundener Dokumente. Wenn man nicht genau wüsste, dass es Horatio Hornblower niemals gegeben hat und er nur eine Romanfigur von C.S. Forester ist, würde man nach der Lektüre von Parkinson überzeugt sein, hier eine bedeutende Biographie eines bedeutenden englischen Admirals gelesen zu haben. 

Und das ist die literarische Kunst von Parkinson, eine literarische Figur in einer anscheinend völlig ernsthaften und hervorragend recherchierten Biographie (mit eindrucksvollem Bildmaterial) zu einem neuen Leben zu erwecken. Jeder Leser, der in den Romanen von C.S. Forester den Weg Hornblowers vom Midshipman zum Admiral verfolgt hat, wird für diese Biographie dankbar sein. Beim Autor Parkinson bewirkten die Vorarbeiten und die Recherche zu diesem Buch noch etwas anderes. Er stellte sich die Frage, warum er nicht selbst solche Romane schreibe. Dafür ist Parkinson mit seiner militärischen Karriere ja besser qualifiziert gewesen als Patrick O'Brian, der niemals zur See gefahren ist. Und so wurde auf dem Schreibtisch von Parkinson der englische Marineoffizier Robert Delancey geboren, der in mehreren Romanen die englische Tradition von literarischen Seehelden fortsetzt. Vielleicht nimmt sich noch mal ein Autor dieses kleine freche Früchtchen namens Augustus Brine (oben) als Helden eines Romans. Vierzig Jahre nachdem ➱John Singleton Copley den Midshipman Brine gemalt hat, hat er es auch endlich zum Admiral gebracht.

Die Verfasser von Seekriegsromanen aus der napoleonischen Zeit haben sich ein erstaunliches nautisches Wissen angelesen, und viele ihrer Leser haben es ihnen nachgetan. Wenn Sie alles über die Royal Navy wissen wollen, dann müssen Sie natürlich die 900 Seiten von N.A.M Rodgers The Command of the Sea lesen. Wenn Sie es etwas kürzer haben wollen, dann sind die 200 Seiten von David Davies' A Brief History of Fighting Ships das Beste, was Sie lesen können. Das habe ich als ich über ⥤Lord Nelson schrieb, schon einmal gesagt (wie ich gerade dank des neuen Google Gadgets auf meiner Seite herausgefunden habe), aber ich wiederhole mich da gerne. Ha - h'm.