Dienstag, 8. September 2015

Lake George


Heute vor 260 Jahren fand am Lake George im Norden der Provinz New York eine Schlacht statt. Genau genommen sollte man es wohl eher ein Gefecht nennen, denn es sind vielleicht nur anderthalbtausend Soldaten auf jeder Seite. Aber Battle of Lake George klingt nun mal besser. Wir sind in dem selben Krieg (obgleich die Kriegserklärung erst im nächsten Jahr kommt), in dem wir auch die Schlacht von ➱Minden haben, aber wir sind auf einem anderen Kontinent. Und hier heißt der Krieg French and Indian War. Das weiß jeder, der James Fenimore Coopers The Last of the Mohicans gelesen. Der Roman spielt zwei Jahre nach der Schlacht von Lake George, hat aber auch etwas mit ihr zu tun.

Die Engländer gewinnen gegen die Franzosen, auf beiden Seiten kämpfen Indianer. Auf diesem Bild von ➱Benjamin West muss der englische General William Johnson einen Indianer davon abhalten, den Anführer der Franzosen zu massakrieren. Der heißt Ludwig August von Dieskau und kommt aus Sachsen (der deutsche Sänger ➱Dietrich Fischer-Dieskau ist bestimmt mit ihm verwandt). Wie kommt ein sächsischer Baron nach Amerika? Die Erklärung hierfür ist einfach, dieser Dieskau ist ein Freund von ➱Maurice de Saxe und war lange sein aide-de-camp. Jetzt ist er General einer kleinen französischen Armee in Kanada und heißt bei den Franzosen Jean-Armand de Dieskau. Ob es die Szene, die uns Benjamin West zeigt, wirklich gegeben hat, ist sehr fraglich. Genauer gesagt, Kunsthistoriker bezweifeln inzwischen, dass der am Boden liegende Herr wirklich von Dieskau ist.

Aber diese Szene hat es wohl wirklich gegeben, wenn auch nicht in dieser kruden Form eines alten amerikanischen Geschichtsbuchs. Dieskau war schon von mehreren Kugeln am Bein getroffen worden, sein Stellvertreter Pierre-André de Montreuil hatte ihn gegen einen Baum gelehnt. Da will Dieskau bleiben, er will nicht gerettet werden. Er könne genau so gut hier sterben wie im Bett, sagt er. Er befiehlt Montreuil den Rückzug. Montreuil wird später kritisiert werden, dass er seinen General in die Hände der Engländer fallen ließ, aber Dieskaus Briefe aus England befreien ihn von aller Schuld. Man geht damals bei allem Gemetzel noch vornehm miteinander um. Der englische General Johnson (selbst in der Schlacht angeschossen) kümmert sich rührend um den verletzten Feind, er nimmt ihn nach der Schlacht mit nach Hause nach Albany, damit Dieskau seine Wunden auskurieren kann.

Zwei Tage nach der Schlacht schreibt General Dieskau aus dem Zelt des Generals Johnson an den Marquis de Vaudreuil, den Gouverneur von Neu Frankreich (der erste, der in Kanada geboren wurde): I am defeated; my detachment is routed; a number of men are killed and thirty or forty are prisoners ... I have received for my share, four gunshot wounds, one of which is mortal. I owe this misfortune to the treachery of the Iroquois. Die Indianer sind natürlich an allem schuld, das ist so. In Wirklichkeit liegt die Schuld für die Niederlage bei Dieskau, der seine kleine Armee geteilt hatte, statt sie beisammen zu halten. Dass die letzte Schusswunde in den Unterleib, die ihm ein Engländer (nach Dieskau war es ein abtrünniger Franzose) beigebracht hat, mortal ist, erweist sich als falsch. Er wird noch zwölf Jahre lang leben. Bis 1763 in England und danach auf seinen Besitzungen in Suresnes bei Paris.

In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts hat man in den Wäldern die Skelette von vier englischen Soldaten gefunden (und im letzten Jahr will jemand 1.200 Tote in einer Schlucht gefunden haben), man hat sie umgebettet und jetzt liegen sie in einem neu angelegten Lake George Battlefield Park.

Und dann gibt es noch eine kleinere Gedenkstätte im Wald für den Colonel Ephraim Williams (nach dem das Williams College benannt ist) und den Mohawk Führer King Hendrick (Hendrick Theyanoguin). Die sich als Vorhut ein wenig tölpelhaft in eine Falle der Franzosen begeben hatten. Dieser Teil der Schlacht wird später den Namen The Bloody Morning Scout bekommen. William Johnson hat den Indianerhäuptling King Hendrick sehr geschätzt, und hat nach dessen Tod für seine Witwe gesorgt. Dass die kriegführenden Parteien sich der untereinander verfeindeten Indianerstämme als Hilfstruppen bedienen, wird nach der Schlacht von Lake George und der Belagerung des Forts William Henry zu einem grausamen Kleinkrieg führen, dessen Leidtragende die Siedler an den Grenzen der englischen Kolonien sind.

In Europa wird der Krieg nach den Regeln des Kabinettskrieges des 18. Jahrhunderts geführt, der zivilisiertesten Form des Hinschlachtens, hier in den englischen Kolonien wird der schmutzige Krieg erfunden (Maler wie ➱Charles Wimar oder hier John Vanderlyn werden das im 19. Jahrhundert vermarkten). Es ist eine Form des Krieges, aus der die Nationen viel gelernt haben. Einen bodycount gibt es nicht erst im Vietnamkrieg, die Franzosen zahlen den Indianern Prämien für jeden ➱Skalp. Die Engländer auch. Erstaunlicherweise gibt es gleichzeitig im fernen Europa einen Kult des ➱Edlen Wilden, wo alle Indianer immer so edel sind wie in den Büchern, die wir lasen, als wir klein waren.

Die Schlacht vom Lake George ist in diesem Blog schon in den Posts ➱Montcalm und ➱Edle Wilde erwähnt worden.

Montag, 7. September 2015

Septemberhimmel


What General Weygand has called The Battle of France is over. The battle of Britain is about to begin. Upon this battle depends the survival of Christian civilisation. Upon it depends our own British life and the long continuity of our institutions and our Empire. The whole fury and might of the enemy must very soon be turned on us. Hitler knows that he will have to break us in this island or lose the war. If we can stand up to him, all Europe may be free and the life of the world may move forward into broad, sunlit uplands. But if we fail, then the whole world, including the United States, including all that we have known and cared for, will sink into the abyss of a new Dark Age made more sinister, and perhaps more protracted, by the lights of a perverted science. Let us therefore brace ourselves to our duties, and so bear ourselves that, if the British Empire and its Commonwealth last for a thousand years, men will still say, "This was their finest hour". 

Als Winston Churchill das am 18. Juni in seiner berühmt gewordenen ➱Rede (Sie können sie ➱hier lesen und hören) sagt, gibt er dem, was jetzt kommt, einen Namen: Battle of Britain. Sie hat aber noch nicht angefangen. Und sie ist im September eigentlich schon zu Ende. Heute vor fünfundsiebzig Jahren wird London zum ersten Mal bei Tag von der deutschen Luftwaffe angegriffen. Die Deutschen haben es aufgegeben, die Flugplätze an Englands Südküste anzugreifen, um Englands Luftwaffe zu vernichten. Weil sie den Luftkrieg gegen die Hurricanes und Spitfires der Royal Air Force verloren haben. Das Unternehmen Seelöwe ist gescheitert, so wie Napoleons Versuch der ➱Invasion scheiterte. Für den Air Vice Marshall Keith Park markierte deshalb der 7. September das Ende der Battle of Britain.

We few, we happy few, we band of brothers steht in dem Glasfenster der Royal Air Force Chapel in der Westminster Cathedral. Das sind die Worte, die Shakespeares Henry V vor der Schlacht von Azincourt am St. Crispin's Day spricht. Sie sind sicher passend für die Royal Air Force, über die Winston Churchill sagte: Never in the field of human conflict was so much owed by so many to so few. Die schöne Rhetorik ➱Churchills (der seinen Nobelpreis für Literatur sicher nicht zu Unrecht bekommt) verdecken, dass sich die Air Marshalls der Royal Air Force nicht darüber einig sind, wie man den Deutschen begegnen soll. Neben der Luftschlacht gibt es einen Krieg in der politischen und militärischen Führung.

Sir Hugh Dowding und Keith Park werden sich mit ihrem Konzept durchsetzen, sie gewinnen die Luftschlacht um England. Aber man dankt ihnen nicht, sie werden beide abserviert. Dowding verliert sein Kommando, der Neuseeländer Park (der in dem Film Luftschlacht um England von Trevor Howard gespielt wird) wird nach Ägypten versetzt. Es hat etwas länger gedauert, bis man seine Verdienste offiziell anerkannte. 1946 macht der König ihn zum Knight Grand Cross of the Order of the Bath, und 1947 wird Lord Tedder, der Oberbefehlshaber der RAF über ihn sagen: If any one man won the Battle of Britain, he did. I do not believe it is realised how much that one man, with his leadership, his calm judgement and his skill, did to save, not only this country, but the world.

Vor zehn Jahren im September hat der Prince of Wales (in der Uniform eines Air Chief Marshal) das ➱Battle of Britain Monument in London eröffnet. Das Riesenrad, das auf dem Photo zu sehen ist, gehört nicht dazu, das ist auf der anderen Seite der Themse. Leben und Tod sind hier durch den Fluss getrennt. We few, we happy few, we band of brothers. Es hat lange gedauert, bis the few ein Monument bekamen - außer dem Glasfenster in der Westminster Cathedral. Das Monument ist mit privaten Spenden finanziert worden. Der Vorsitzende des Komitees für die Spendensammlung war der konservative Politiker Lord Tebbit. Das passte, er war sogar einmal in den fünfziger Jahren RAF Pilot gewesen.

Ein Denkmal ist nichts ohne ein ➱Gedicht. Und das heißt The Few und wurde von Edward Shanks geschrieben. Ich zitiere einmal das Prelude:

Now is this the last stronghold, defended only
By a frail handful of thistledown machines,
And now depends on these strange, unknown young men
Our inmost life.

But surely we have known them,
Our sons, our nephews, friends of our sons and daughters,
Gay and amusing, welcome in our houses
We knew them when the stronghold was their play-ground,
Young men to whom their land had given her plenty . . .
Tea on the airfield lawn, the light bird-chatter
Of young girls dressed like flowers, the casual flip,
Taking a dozen counties in its span,
The sports-car back to town, the cocktail bar,
Dinner, a show, the dancing and the laughter. . .

Till Cinderella's midnight, when the gong
Called for a change of lights, the flower-hues faded,
The bird-chatter was stilled, and they stood out,
Changed to our eyes in the livid glare of danger,
Separate in their blue, strange and unknown.


Vor fünf Jahren gab es hier mit ➱Battle of Britain schon einen ausführlichen Post. Die Battle of Britain wird auch erwähnt in den Posts: ➱Trevor Howard, ➱Peter C.W. Gutkind, ➱Myra Hess, ➱Royal Flying Corps, ➱Wildlederschuhe, ➱Made in England, ➱Mount Everest

Minden


Am 1. August 1759 fand bei Minden eine Schlacht zwischen den Engländern und den Franzosen statt. Der Wikipedia Artikel sagt dazu: Minden blieb zunächst im Besitz der Alliierten, bis es im Sommer 1759 erneut durch französische Truppen eingenommen wurde. Im Ergebnis der am 1. August 1759 vor den Toren der Stadt erfolgten Schlacht bei Minden fiel die Festung endgültig an die alliierten Streitkräfte. Da durch die Schlacht bei Minden die Briten die Vorherrschaft über Nordamerika und Indien erhielten, war der 1. August 1759 der einzige Tag, an dem Minden Weltgeltung hatte. Traditionell wird in den britischen Regimentern weltweit und in der nordenglischen Stadt Preston mit großem Umzug der Minden Day gefeiert. Aber auch in Minden findet jährlich eine Feier am Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht von Minden statt. 

Weltgeltung für einen Tag, das ist doch etwas. Dies ist ein Krieg, der über den Kabinettskrieg des 18. Jahrhunderts hinausgeht, weil er weltweit geführt wird. Aber eben auch bei Minden. Kein toller Ort für eine Schlacht, die Weser ist ein Hindernis. Von den moorigen Wiesen ganz zu schweigen. Der Historiker Frank McLynn hat mit seinem Buch 1759: The Year Britain Became Master of the World gezeigt, dass das Jahr 1759 für die englische Geschichte vielleicht wichtiger ist als das Jahr 1066.

Die Schlacht von Minden wird schon in dem Post ➱Münchhausen erwähnt. Damit sind wird bei ➱Wilhelm Raabe und seinem Roman Das Odfeld, in dem der gute Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (hier gemalt von Anna Rosina de Gasc) eine große Rolle spielt. Er kennt die Gegend, er hat die Festung Minden schon im Vorjahr eingenommen. Eine große Rolle spielt in Raabes Roman auch der englische General George Augustus Eliott, der auch in dieser Schlacht ist. Er ist uns schon in dem langen Post ➱Hoya begegnet. Ein Post, der weniger mit dem kleinen Kaff Hoya, als mit der Belagerung von Gibraltar zu tun hat. Eine große Rolle könnte in der Schlacht auch der General Lord George Sackville spielen, aber der entpuppt sich als kläglicher Versager.

George Germain Lord Sackville ist der typische englische Aristokrat des 18. Jahrhunderts. Sein Vater war der Herzog von Devon, ein Freund von George I, der auch Sackvilles Taufpate war. Sackville ist ein arroganter Hund, ein Gentleman ist er nicht. Er erzählt gerne schmutzige Geschichten aus dem Palast. Er war auf einer Public School und einer Universität, aber viel scheint da nicht hängengeblieben zu sein. Er besitzt eine schöne Bibliothek, liest aber keine Bücher. Er lässt sich zwar von ➱Reynolds (hier auf einem Kupferstich nach einem Gemälde von Reynolds), ➱Romney und ➱Gainsborough malen, aber eigentlich gehört er eher in die Welt von ➱Hogarth.

Die vielen Kriege im 18. Jahrhundert sind gut für die englische Malerei. Wer adelig ist - oder Geld hat - lässt sich malen, wenn er ins Feld zieht. Man weiß ja nicht, ob man zurückkommt. Wenn man ein Held wird, dann lässt man sich wieder malen. Am besten von Joshua Reynolds und dann in einer Pose wie General Granby unten. Bei dem Bild oben von Sackville hat sich Reynolds nicht besonders angestrengt. Der Pferdekopf kostet den Kavalleristen zwar extra, stammt aber aus der Retorte. Das ist beim Pferd vom Marquess Granby ganz anders. Die Portraitmaler in dieser Zeit haben häufig einen kleinen Pferdestall neben ihrem Studio. Man möchte ja sein Pferd in voller Schönheit auf dem Bild haben. Nicht so mickrig wie bei Sackville. Lieber so wie das Pferd von ➱Major William Clunes, das Raeburn hier gemalt hat.

Schwul soll Sackville auch noch gewesen sein. Er taucht in der Presse als the buggering hero und the pederastical American Secretary auf (und ist die Hauptperson in Charles Churchills ➱Gedicht The Times), aber das sind die upper class Engländer irgendwie ja alle. Und sicher sind Zeilen wie Sackville, both Coward and Catamite, commands Department honourable, and kisses hands With lips that oft in blandishment obscene Have been employed... auch Teil einer politischen Verleumdungskampagne. General Sir John Ligonier (der schon in dem Post zu ➱Maurice de Saxe erwähnt wird) hatte seine Karriere in der Armee gefördert, und in der Schlacht von Fontenay, die Maurice de Saxe gewann, war er einen Augenblick lang ein kleiner Held gewesen. Aber nicht bei Minden.

Sackville (hier 1778 von George Romney vor symbolisch düsterem Himmel gemalt) war sauer, dass man ihm nur den Oberbefehl über die Kavallerie und nicht über alle englischen Truppen gegeben hat. Er tut in der Schlacht nicht das, was man ihm mehrfach befiehlt: er greift nicht an. Ich fand dauernd die größte Schwierigkeit, die Intervalle oder aber das Aussehen einer Linie einzuhalten, mit der größten Aufmerksamkeit auf ihre Bewegung, und dem Anhalten bei den ersten Anzeichen von Unregelmäßigkeiten. Um mit Kraft und Geschwindigkeit anzugreifen, muss man ohne Eile und Durcheinander vorrücken. Generäle verstehen nie, was man ihnen sagt, immer gibt es Unklarheiten mit den Befehlen. Angeblich versteht er das Englisch nicht, das der Hauptmann Wintzingerode (der Adjutant von Herzog Ferdinand) spricht. Das mit dem Nichtverstehen war bei ➱Balaclava nicht anders. Oder in einem Großmanöver der Bundeswehr vor fünfzig Jahren, lesen Sie doch einmal den Post ➱Fallex.

Dem General Granby (hier wunderbar von Reynolds gemalt, mit dramatischem Himmel und schwarzem Diener) wird das Ganze jetzt zu bunt, er will mit seiner Kavallerie vorrücken, Sackville hält ihn auf. Er kann Granby nicht ausstehen, der Mann ist populär, Sackville wird von allen gehasst. Die hannöverschen Offiziere beklagen sich jeden Tag beim Herzog Ferdinand, dass das mit Sackville so nicht weitergeht. Granby darf also vorerst nicht angreifen. Erst wenn Sackville ohne Eile und Durcheinander vorrückt. Nachdem er seine Linien geordnet hat. Da ist allerdings die Schlacht schon so gut wie zu Ende, und die Franzosen, die er verfolgen sollte, sind entkommen. Nach der Schlacht wird Sackville abberufen, Granby wird der Befehlshaber der englischen Einheiten in Deutschland. Er hat einen Stabsoffizier namens ➱Charles O'Hara, der wird uns noch im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg begegnen. Wo wir dann viele der Beteiligten der Schlacht von Minden wiederfinden: ➱Lord Cornwallis, ➱Baron Riedesel und William Phillips.

Der Herzog von Braunschweig erwähnt den General Sackville in seinem offiziellen Bericht der Schlacht (dies Bild wurde in Minden während der Feiern 2009 gemacht) mit keinem Wort. Verlangt aber vom König, von dem er gerade zwanzigtausend Pfund und den Hosenbandorden für den Sieg bekommen hat, Sackvilles Abberufung. Und schreibt Sackville, auf Französisch, wie es sich in der feinen Welt gehört, einen Brief: Je vous dirés doré tout simplement que je nài pu voir avec indifference ce qui e'est fait avec la cavallerie de la droite. Vous commandés tout le Corps Brittanniques; ainsi votre poste fixé ne devait pas etre tout la cavallerie, mais vous deviés egalement conduire les uns et les autres euivant que vous en trouviés l'occasion pour coopererals reussited' une journés iglorieuse pour l'armés. Je vous si fourni la plus belle occasion pour profiter et pour faire decider la sort de cette journés, si mes ordres avaient etês remplis au pied de la lettre, . . . Le temoinage que j'ai rendu à mylord Granby je lai dois parce qu'il le merite a tous egards at qu'il ne ma manquée dans tous d'occasions. Ce n'este regle que puisque je loue l'un que je blame l'autre. Mais il ne me peut pas être indifferent si mes ordres ne s'executent point et qu'on ne veut ajouter foi aux porteurs de cet ordre.

Sackville kommt vor ein Kriegsgericht (das aus elf Generalleutnants und vier Generalmajoren besteht). Man kann die Verhandlung ➱hier nachlesen. Das mit dem Kriegsgericht hat er selbst gewollt, obwohl man ihn gewarnt hat, dass die Sache auch mit der Todesstrafe enden könne wie bei ➱Admiral Byng. Er wird dort eine Rede halten, die er sorgfältig lange vorbereitet hat. Er muss dafür einen Ghostwriter gehabt haben. Jonathan Swift, den er aus Dublin kannte, kann es nicht gewesen sein, der war da schon tot. Wer auch immer es war, in dieser Situation beweist sich die Wahrheit the pen is mightier that the sword. Am Schluss seiner Rede wird er sagen: This defence is intended, not for the world, but for the information of the court. All I at present desire, is, that mankind would suspend their judgments of my mankind would suspend their judgments of my conduct, till the evidence is closed. Er glaubt an einen Freispruch. Aber es kommt anders, das Kriegsgericht befindet, er sei unfit to serve His Majesty in any military capacity whatsoever. Und der König setzt noch eins drauf und lässt bei allen Regimentern der Armee verlesen: It is his majesty's pleasure, that the above sentence be given out in public orders, that officers being convinced that neither high birth, nor great employments, can shelter offences of such a nature; and that seeing they are subject to censures much worse than death to a man who has any sense of honour, they may avoid the fatal consequences arising from disobedience of orders. Sackville wird aus der Armee ausgestossen, sein Name als Mitglied des Privy Council wird gelöscht.

Recht so, würden wir sagen. Man würde vermuten, dass sich der Lord (hier von Gainsborough gemalt) auf seine Besitzungen zurückzieht, Forellen angelt oder Moorhühner schießt. Und dass wir nie wieder etwas von ihm hören. Weit gefehlt. Mit Lord North und dem neuen König ➱George III, der ihn auch stillklammheimlich wieder in das Privy Council aufnimmt, steigt er wieder auf. Er wird 1775 Secretary of State for the American Department, und er wird seinen Teil dazu beitragen, dass George III eines Tages über den Verlust seiner ach so geliebten amerikanischen Kolonien klagen kann. Vielleicht nicht in der Form, in der ➱Philip Freneau sich das vorstellte, aber es war für ihn doch ein Verlust.

Sackville (der mal einen Staatssekretär namens ➱Benjamin Thompson beschäftigte) hat ein langes Kapitel in The Men Who Lost America: British Leadership, the American Revolution, and the Fate of the Empire von Andrew Jackson O'Shaughnessy, aber der Autor geht viel zu nett mit ihm um (und macht kuriose Fehler: er macht Herzog Ferdinand zum Schwiegersohn von Friedrich II - er war sein Schwager). Allein die Tatsache, dass Sackville voll hinter dem total bescheuerten Plan von Gentleman Johnny Burgoyne (hier von Reynolds gemalt) stand, zeigt wie begrenzt sein strategisches Denken ist. In Saratoga endet der großartige Plan, eine ganze englische Armee geht verloren. Sie können ➱hier mehr dazu lesen.

Politiker vergessen schnell. Oder die Öffentlichkeit vergisst zu schnell. Aber irgendwie sind Politiker Stehaufmännchen, die hoffen, dass man alles vergessen hat. Mir fällt zu diesem Vergessen immer der Otto Wiesheu ein. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich gerade einen Artikel von Gabriele Goettle (auf diesem Bild ist sie ganz links, neben ihr Enzensberger) gelesen habe. Die ist im Juli von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit dem Johann Heinrich Merck Preis ausgezeichnet wird worden. Was ich rein zufällig von ihr gelesen hatte, war die Geschichte, wie der Wiesheu Otto den polnischen Rentner Josef Rubinfeld totgefahren hat. Der polnische Jude hatte Dachau überlebt, aber nicht mit seinem Polski Fiat die bayrische Autobahn und den Mercedes von Dr jur. ➱Otto Wiesheu. Der natürlich hackevoll war, das versteht sich für einen bayrischen Politiker. Er wurde in zweiter Instanz in einem skandalösen Prozess (in dem die Verteidigung versuchte, Wiesheu als ein Opfer darzustellen) zu zwölf Monaten Freiheitsstrafe zur Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt. Wenige Jahre später war er Staatssekretär. Und wurde dann, und das ist selbst für bayrische Verhältnisse ein wenig zynisch, Verkehrsminister.

Politiker vergessen schnell. Aber die Presse nicht. Und die Schriftsteller und Journalisten auch nicht. Und so findet sich unser Lord Sackville, der inzwischen Lord Germain heißt, eines Tages als zweiter von links auf diesem Bild der politischen Kesselflicker wieder. König George (mit weißer Kochmütze) schaut dem Treiben seiner Politiker (Lord North ist auch dabei) begeistert zu. Es ist ein politischer Cartoon von ➱James Gillray, den damals jeder Engländer verstand, er hätte gar nicht der Verse, die unter dem Titel The State Tinkers unter der Zeichnung stehen, gebraucht:

The National Kettle, which once was a good one, 
For boiling of Mutton, of Beef, & of Pudding, 
By the fault of the Cook, was quite out of repair, 
When the Tinkers were sent for,—Behold them & Stare.

The Master he thinks they are wonderfully clever
And cries out in raptures, 'this done! now or never!
Yet sneering the Tinkers their old Trade pursue,
In stopping of one Hole - they're sure to make Two.

Und was hängt da über dem Bild von Lord Germain an der Wand? Richtig, ein Plan of Minden, eine Karte von Minden. Minden wird ihn nie loslassen. Noch zwei Stunden vor seinem Tod erzählt er seinem ehemaligen Staatssekretär Richard Cumberland (hier von Romney gemalt) - der das etwas speichelleckerische ➱Buch Character of the late Lord Viscount Sackville geschrieben hat - dass das mit Minden alles ganz anders war. Aber die Dinge hätte er vor dem Kriegsgericht nicht offenlegen können. Es ist immer schön, wenn man an seine eigenen Verschwörungstheorien glaubt.

In Minden gab es vor sechs Jahren zum 250. Jahrestag der Schlacht eine große Feier. Mit ➱re-enactment. Engländer waren auch da. Aber niemand von der Familie Sackville. Vor sechs Jahren war ich noch kein Blogger, sonst hätte das hier schon am 1. September 2009 in SILVAE gestanden.