Dienstag, 2. Februar 2016

Burger Schanze


Am 2. Februar 1654 starb der Schotte William Forbes, das muss mal eben erwähnt werden. Weil er im bremischen Burg starb. Das ist der Ort an der Lesum, wo man in den fünfziger Jahren in den ➱Trolleybus umsteigen musste, wenn man nach Bremen wollte. Dort haben sich die Bremer im Ersten Bremer Krieg gegen Schweden verschanzt. Die Burger Schanze fällt im September 1654, dann kommt der Erste Stader Vergleich, das hat Forbes nicht mehr erlebt. Am Ende seiner kurzen Autobiographie finden sich die Zeilen

die so viel Gutt verschossen
Und so viel tapferes Blut vergossen,
Doch bis dato kein recompens genossen.

Und eine unbekannte Hand hat auf einer neuen Seite hinzugefügt: This memorial the late Colonel William Forbes composed shortly before his death. In it he has concisely and prettily told about his military services during twenty years. By all the officers, high and low, he has been much praised and loved in all this time. In the fortieth year of his life he died in the unfortunate and miserable hole of Burgk; he that had been present at so many famous battles, skirmishes and mighty attacks and earned so much undying honour and glory therein. His loss has been grievously felt by all, and he has been wept over by two kings.

William Forbes ist Oberst in der schwedischen Armee gewesen. Er muss ein gebildeter Mann gewesen sein. Ludwig I. von Anhalt-Köthen nahm ihn 1649 in die Fruchtbringende Gesellschaft auf und verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Sonderliche und die Devise wider Winde und Flüsse. William Forbes ist nicht der einzige Schotte, der fern von der Heimat militärische Ehren sucht, da gibt es in den europäischen Armeen noch vierzig andere Forbeses. Von denen aber keiner in einer gelehrten Gesellschaft ist. Wenn Sie alles über die wissen wollen, dann lesen Sie doch ➱The Scots in Sweden. Ich weiß ein wenig über die Schotten in Europa im 17. Jahrhundert, weil ich beim Bund einen Kumpel hatte, der ➱Löwis of Menar hieß. Der hat mir mal seine Familiengeschichte erzählt, er kommt auch schon in dem Post ➱Thomas Lawrences Blücher vor. Und über die Burger Schanze weiß ich alles, weil ich als Kind den melodramatischen Roman von Trude Wehe Vryheit do ik ju openbar gelesen habe. Wunderbar für eine Halbbildung über den bremischen Krieg gegen die Schweden.

Der Stader Vergleich sichert den Schweden die Burger Schanze, aber mein Heimatort Vegesack bleibt bei Bremen. Wenn Sie alles über diesen Krieg wissen wollen, dann sollten Sie die Chronik des Lehrers Peter Koster Warhafte, kurtze und einfältige Beschreibung dessen, was sich von anno 1600 bis hero in der Kayserlichen Freyen Reichs und Hansestadt Bremen Merkwürdiges zu Kriegs- und Friedenszeiten, auch in andern Begebenheiten zugetragen lesen. Oder den Post ➱Lieutenant Lindhövel in diesem Blog. In Burg, das heute Burglesum heißt (und das ➱hier einen Post hat), hört man dies unfortunate and miserable hole of Burgk natürlich nicht so gern. Aber ehrlich gesagt ist da auch nicht so furchtbar viel los. War auch nie was los. Nur in den beiden ➱Kriegen der Bremer gegen die Schweden. Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Als man die Burger Schanze 1784 einebnete, standen da drei Häuser.

Williams Forbes, der Sonderliche, der mit zwanzig Jahren seit Heimatland Schottland verließ, ist kein einfacher Forbes. Er ist der Sohn eines Lords, des zehnten Lord of Forbes. Seine erste Station in Deutschland war Osnabrück, wo sein Verwandter Mattias Forbes schwedischer Gouverneur war. Der vermittelt ihn an einen Landsmann namens Walter Leslie, kaiserlicher Feldmarschall und Reichsgraf, in Bremen tritt der junge William Forbes im Jahre 1635 in das Regiment Leslie ein. Und ist mittendrin im Dreißigjährigen Krieg. Wenn Sie alles über den schottischen Condottiere lesen wollen, dann klicken Sie diesen ➱Blog an.