Sonntag, 27. Juli 2014

Der amerikanische Civil War: Ein Literaturbericht


Ich hatte in den fünfziger Jahren von Nachbarn, die nach Mexiko auswanderten, eine zweibändige Geschichte Amerikas geschenkt bekommen: James Truslow Adams' The March of Democracy: A History of the United States. Mit dem schlimmen Basis Englisch, das ich von den amerikanischen Besatzern auf der Straße gelernt hatte (und dem besseren Englisch der Volksschule) arbeitete ich mich peu à peu durch die beiden Bände hindurch. Glücklicherweise waren Bilder darin. Das Werk steht noch heute in meinem Buchregal, allerdings nicht dort, wo die wirklich wichtigen Bücher zur amerikanischen Geschichte stehen. Adams ist kein studierter Historiker gewesen, aber er hat eine interessante Karriere gehabt, die ihn unter anderem als Mitglied der amerikanischen Delegation zu den Pariser Friedensverhandlungen geführt hat. Er hat einen Pulitzer Prize und eine Vielzahl von akademischen Ehrungen bekommen, und man wird ihn immer zitieren als denjenigen, der den Begriff American Dream geprägt hat.

Es gibt neben James Truslow Adams eine Vielzahl von amerikanischen Autoren, deren Bücher zu Recht berühmt geworden sind, ohne dass die Autoren ausgewiesene Fachwissenschaftler gewesen wären. James Thomas Flexner hat nie Kunstgeschichte studiert, hat aber die besten Bücher über die amerikanische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts geschrieben. Und Shelby Foote ist ein Schriftsteller aus den Südstaaten gewesen, über den Faulkner einmal sagte: There's a young man, a Mississippian, Shelby Foote, that shows promise, if he'll just stop trying to write Faulkner and will write some Shelby Foote. Das ist sicher ein großes Kompliment gewesen, obgleich der Einfluss von Faulkner auf Footes Roman Shiloh auf beinahe jeder Seite deutlich ist. Wenn eine große Öffentlichkeit den Schriftsteller Foote auch nicht gelesen hatte, den Verfasser der dreibändigen Geschichte des Bürgerkriegs, den wird eines Tages ganz Amerika kennen.

Auf dieser Lithographie Lee and His Generals von George Bagby Matthews steht der Stolz des Südens in seltsamer Isokephalie vereint. Robert E. Lee, der beinahe wie ein Zivilist aussieht, überragt sie mit seinen 178 Zentimetern alle. In der Wirklichkeit wohl nicht. In der Wirklichkeit hat dieses Treffen auch nicht stattgefunden, denn viele der sechsunzwanzig Generäle auf diesem Bild (die natürlich alle in Douglas Southall Freemans Lee's Lieutenants: A Study in Command vorkommen) sind längst tot. Und diese Einheitsuniform haben sie auch nie getragen, auf Photographien - und der Bürgerkrieg ist dank Mathew B. Brady (Sie können sich ➱hier hier durch tausende von Photos klicken) der erste photographisch festgehaltene Krieg - sehen sie ganz anders aus.

Es gibt genügend Darstellungen der Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs, sie sind fast immer von amerikanischen Autoren geschrieben. Von daher gesehen kann es nur interessant sein, wenn sich ein europäischer Historiker des Themas annimmt. Zumal wenn es Englands berühmtester Militärhistoriker ➱Sir John Keegan ist. Aber man muss leider sagen, dass The American Civil War: A military history (deutsch: Der amerikanische Bürgerkrieg. Rowohlt 2010) nicht das beste Werk des Autors ist. An seinen Klassiker The Face of Battle von 1976 reicht es nicht annähernd heran. Das Buch hat in Amerika, wo man von diesem Krieg ja immer noch besessen ist - man denke nur an die zahlreichen re-enactments einzelner Schlachten - sehr schlechte Kritiken erhalten. Daraus hat der Verlag offensichtlich gelernt und hat für die Paperbackausgabe einige der schlimmsten Fehler stillschweigend korrigiert.

Was mich wirklich wundert ist, dass bei Keegan Shelby Footes dreibändige Geschichte des Civil War (The Civil War: A Narrative), an der Foote sechzehn Jahre gearbeitet hat, überhaupt nicht erwähnt wird. Footes Roman Shiloh natürlich auch nicht. 1958 erschien der erste Band (Fort Sumter to Perryville),  1963 der zweite (Fredericksburg to Meridian) und 1974 der letzte Band (Red River to Appomattox). Es ist ein majestätisches Werk, dreitausend Seiten lang. Es ist nicht das Werk eines Berufshistorikers, es ist das Werk eines Schriftstellers, deshalb heißt es im Untertitel auch A Narrative. Stilistisch ist es allen anderen Darstellungen überlegen. Es ist kein objektives Werk, der Südstaatler Foote schreibt aus der Perspektive des Südens, das hat er nie verheimlicht.

Shelby Foote ist auch der Berater für die elfstündige Fernsehserie The Civil War (Der Amerikanische Bürgerkrieg) ➱von Ken Burns gewesen. Ein Dokumentarfilm, produziert vom nicht-kommerziellen  Sender PBS. Neunundachtzig Mal ist Shelby Foote in den neun Teilen der Serie zu sehen, seine Klarsicht, Weisheit und seine Anekdoten machten ihn zu einer nationalen Berühmtheit (und steigerten die Verkaufszahlen seiner Bücher). In mancher Weise strukturiert das Auftreten von Foote das Werk von Burns. Zu der Serie erschien ein Begleitbuch von Geoffrey Ward, Ric Burns und Ken Burns, das für Einsteiger in das Thema Bürgerkrieg sicherlich die erste Wahl ist.

Neben dem Paket von Fernsehserie und Begleitbuch von Ken Burns ist das Buch Battle Cry of Freedom: The Civil War Era (1988) das Beste, das man lesen kann. Der Historiker James M. McPherson hat dafür zu Recht den Pulitzer Prize bekommen. Und der englische Historiker Hugh Brogan hat das Buch the best one-volume treatment of its subject I have ever come across. It may actually be the best ever published genannt. Hugh Brogan ist kein Leichtgewicht unter Historikern. Seine Longman History of the United States of America (1985), die fünf Jahre später (mit einem zusätzlichen Kapitel versehen) als The Penguin History of the United States of America erschien, ist meiner Meinung nach die beste einbändige Geschichte der USA. Erfreulicherweise ist McPhersons Battle Cry of Freedom auch in deutscher Sprache erschienen (Für die Freiheit sterben: Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges).

Bevor Shelby Footes und James McPhersons Werke auf den Markt kamen, war Bruce Catton (wieder ein narrative historian, der kein abgeschlossenes Geschichtsstudium vorzuweisen hatte) die Autorität auf dem Gebiet Civil War. Mein Penguin Book of the American Civil War von 1966 ist inzwischen arg zerlesen, es war das erste seriöse Buch, das ich über den amerikanischen Bruderkrieg las. Später habe ich mir natürlich seine dreibändige Geschichte des Bürgerkriegs gekauft, für deren letzten Band (A Stillness at Appomatox) er 1954 den Pulitzer Prize und den National Book Award erhielt. Es bleibt, auch nach mehr als einem halben Jahrhundert, ein eindrucksvolles, gut geschriebenes Werk eines narrative historians. Der immer einen Blick für eine gut plazierte Anekdote hat. Er hat auch Platz für unseren deutschen Captain ➱Hubert Dilger, den andere Historiker manchmal nicht erwähnen. Wenn man die Bücher von Shelby Foote, James McPherson und Bruce Catton betrachtet, dann muss man sagen, dass die Welt John Keegans The American Civil War: A military history überhaupt nicht gebraucht hätte.

The world will little note, nor long remember what we say here, but it can never forget what they did here. Der Satz in Lincolns Gettysburg Address ist heute nicht vergessen. Vor Lincoln sprach an dem Tag der Gouverneur Edward Everett, der als offizieller Festredner eingeladen worden war (Lincoln nur als Gast). Für Everett hatte man neben dem Rednerpodium ein kleines Zelt aufgebaut, damit er eine Pinkelpause machen konnte. Denn seine Rede dauerte über zwei Stunden. Lincoln sprach nur zwei Minuten, er brauchte nur 269 Wörter. I should be glad if I could flatter myself that I came as near to the central idea of the occasion, in two hours, as you did in two minutes, hat Everett dem Präsidenten danach in einem Brief geschrieben. Garry Wills, einer der bedeutendsten amerikanischen Kulturhistoriker, dessen Spektrum von Augustinus bis ➱John Wayne reicht, hat der kurzen Rede Lincolns ein ganzes Buch gewidmet: Lincoln at Gettysburg: The Words That Remade America. In Kurzform können Sie Garry Wills ➱hier lesen, aber das ist natürlich nur eine Art abstract der 360 Seiten des Buches. Macht aber Appetit auf das Buch.

Der quietschegrüne Farbfleck hier links ist der Umschlag von dem wirklich wunderbaren Buch ➱Confederates in the Attic, das im Untertitel Dispatches from the Unfinished War heißt. Für viele Amerikaner ist der Bürgerkrieg heute noch nicht zu Ende. Der Pulitzer Preisträger Tony Horwitz bewegt sich hier auf den Spuren des Kriegs, hundertdreißig Jahre nach seinem Ende. Scarlett O'Hara Doubles und battle re-enactments kommen hier natürlich auch drin vor, aber auch ein Besuch der Spuren des gefürchteten KZ-ähnlichen Gefangenenlagers Andersonville. Das Buch ist im frechen Stil von Tom Wolfe geschrieben, aber es ist nicht oberflächlich. Irgendwie dringt es tief bis zum heart of darkness der amerikanischen Seele vor. Horwitz's chronicle of his odyssey through the nether and ethereal worlds of Confederatemania is by turns amusing, chilling, poignant, and always fascinating. He has found the Lost Cause and lived to tell the tale a wonderfully piquant tale of hard-core reenactors, Scarlett O'Hara look-alikes, and people who reshape Civil War history to suit the way they wish it had come out. If you want to know why the war isn't over yet in the South, read Confederates in the Attic to find out, hat James McPherson über das Buch gesagt.

Als Colonel Edward Porter Alexander am 3. Juli 1863 das Feuer von Longstreets Artillerie einstellt, kann er sehen, dass alles zu Ende ist. Er sieht, wie General Armistead, den Hut in der Hand, erschossen wird, als er gerade die Kanonen des Feindes erreicht. Alexander sieht, wie Picketts Angriff scheitert, er spart jetzt jeden Schuss für den Fall, dass General Meade der zurückflutenden Armee des Südens nachsetzt. Doch der einzige, der auf Colonel Alexander zureitet, ist General Lee. Später kommt noch der englische Colonel Arthur Fremantle hinzu. Lee stellt die Colonels einander nicht vor, in dem Augenblick wird Alexander klar, wie er aussieht. Er trägt nur sein Hemd und die roten Hosen eines Artillerieoffiziers, nichts weist auf seinen Dienstgrad hin, seine Hosen sind zerfetzt. Er hat es der Nachwelt in ➱Fighting for the Confederacy: The Personal Recollections of General Edward Porter Alexander beschrieben, ein Buch, das in klarer Sprache nichts beschönigt und nichts schönt. Und das erstaunlicherweise bis 1989 warten musste, bis es veröffentlicht wurde.

Viele andere Bücher nicht. Und das ist es, was die Literatur über den Bürgerkrieg so schwierig und unübersichtlich macht. Vom einfachen Soldaten bis zum General scheint jeder in jeder freien Minute geschrieben zu haben. Selten schreiben Generäle so gut wie ➱Ulysses S. Grant (dies Bild zeigt Winfield Scott Hancock, den Helden von Gettysburg mit seinem ➱Stab. Sie können ➱hier seine Biographie lesen).

Wenige Generäle schreiben so gut wie Grant, wenige so klar und offen wie Edward Porter Alexander. Muss man alle Quellen lesen? Wenn man kein professioneller Historiker ist, wohl nicht. Aber Quellensammlungen, die in sich selbst eine Geschichte des Konflikts konstituieren, wie ➱Henry Steele Commagers The Blue and the Gray oder ➱James M. McPhersons What they fought for, 1861-1865, die sollte man schon lesen. Und da hätte ich beinahe die vorzügliche Anthologie von ➱Paul M. Angle und ➱Earl Schenck Miers vergessen, nur weil die sich in die zweite Reihe des Regals verdrückt hat. Aber dahin gehört Tragic years, 1860-1865: A documentary history of the American Civil War auf keinen Fall.

Ich habe eingangs Douglas Southall Freemans Lee's Lieutenants erwähnt, man sollte natürlich die Lee Biographie von Freeman erwähnen (der auch eine sechsbändige ➱Washington Biographie geschrieben hat). Über beinahe jeden General gibt es eine Biographie, die meisten sind schlichtweg unlesbar. Und natürlich gibt es eine Vielzahl von hochinteressanten Studien zu einzelnen Personen und einzelnen Kriegsschauplätzen. Ich habe vor Jahren auch einen kleinen Beitrag zur Vermehrung der Literatur zum Bürgerkrieg geleistet und den Weg eines bestimmten Regiments aus Boston durch den Krieg verfolgt. Steht jetzt im Netz. Sie können es ➱hier lesen. Zählt aber nicht zu den wichtigsten Publikationen, die ich heute am letzten Tag der Schlacht von Gettysburg vorstelle. Wie ich das letztens angekündigt habe. Manchmal mache ich meine Ankündigungen ja wahr.


Gettysburg, Pennsyvania


Four score and seven years ago our fathers brought forth on this continent a new nation, conceived in liberty, and dedicated to the proposition that all men are created equal.
     Now we are engaged in a great civil war, testing whether that nation, or any nation so conceived and so dedicated, can long endure. We are met on a great battlefield of that war. We have come to dedicate a portion of that field, as a final resting place for those who here gave their lives that that nation might live. It is altogether fitting and proper that we should do this.But, in a larger sense, we can not dedicate, we can not consecrate, we can not hallow this ground. The brave men, living and dead, who struggled here, have consecrated it, far above our poor power to add or detract. The world will little note, nor long remember what we say here, but it can never forget what they did here. It is for us the living, rather, to be dedicated here to the unfinished work which they who fought here have thus far so nobly advanced. It is rather for us to be here dedicated to the great task remaining before us—that from these honored dead we take increased devotion to that cause for which they gave the last full measure of devotion—that we here highly resolve that these dead shall not have died in vain—that this nation, under God, shall have a new birth of freedom—and that government of the people, by the people, for the people, shall not perish from the earth. 
Abraham Lincoln am 19. November 1863 in Gettysburg.

Als die Schlacht zu Ende war, hat es geregnet. Es regnet jetzt immer im Bürgerkrieg, wenn die Schlachten zu Ende sind. Meteorologen vermuten, dass es etwas mit der Artillerie zu tun hat. Die hatte am letzten Tag der Schlacht um 13 Uhr zu feuern begonnen, mit allem, was der Süden noch an Munition hatte. Zwei Stunden lang. Offiziell wird die Artillerie von General William Pendleton kommandiert, der die diesen Posten wohl nur hat, weil er mit General Lee in einer Klasse in West Point war. In Wirklichkeit hat Colonel Edward Porter Alexander, der erst achtundzwanzig ist, die Befehlsgewalt. Er ist einer der fähigsten Ingenieure in den Reihen des Südens. Wenn Alexander mit der Kanonade fertig ist, soll der Angriff beginnen, der als Pickett's Charge berühmt geworden ist.

For every Southern boy fourteen years old, not once but whenever he wants it, there is the instant when it's still not yet two o'clock on that July afternoon in 1863, the brigades are in position behind the rail fence, the guns are laid and ready in the woods and the furled flags are already loosened to break out and Pickett himself with his long oiled ringlets and his hat in one hand probably and his sword in the other looking up the hill waiting for Longstreet to give the word and it's all in the balance, it hasn't happened yet, it hasn't even begun yet, it not only hasn't begun yet but there is still time for it not to begin against that position and those circumstances which made more men than Garnett and Kemper and Armistead and Wilcox look grave yet it's going to begin, we all know that, we have come too far with too much at stake and that moment doesn't need even a fourteen-year-old boy to think This time. Maybe this time with all this much to lose than all this much to gain: Pennsylvania, Maryland, the world, the golden dome of Washington itself to crown with desperate and unbelievable victory the desperate gamble, the cast made two years ago.

Das ist ein Zitat aus Faulkners Roman Intruder in the Dust, das diesen Augenblick beinahe wie ein Drehbuch für einen Film evoziert. Ein Moment, den jeder Vierzehnjährige im Süden im Kopf hat und jederzeit abrufen kann (so William Faulkner). Intruder in the Dust ist 85 Jahre nach der Schlacht von Gettysburg geschrieben, aber im Süden von William Faulkner sind Vergangenheit und Gegenwart ein großes Kontinuum. Und wahrscheinlich können noch viele im Süden den Beginn von Pickett's Charge so evozieren. Auf jeden Fall, nachdem sie die Ted Turner Produktion Gettysburg gesehen haben.

General Longstreet (auf dem Bild von Tom Berenger gespielt) hat diese Schlacht, die sich so zufällig ergeben hat, nicht gewollt, aber Lee zwingt ihn, auch noch am dritten Tag, ohne Chance den Norden auf der kleinen Hügelkette anzugreifen. Longstreet ist sicherlich Lee kompetentester General, und Lee hält große Stücke auf ihn. Aber James Longstreet kommt nicht aus Virginia, wie die meisten Millionäre und Großgrundbesitzer, die Robert E. Lee als Generäle um sich geschart hat. Nach der verlorenen Schlacht und dem verlorenen Krieg wird der Süden ihn zum Hauptschuldigen machen, denn Lee macht man nicht zum Schuldigen, der hat eine Art Heiligenstatus im Süden. Bis heute. Nach der verlorenen Schlacht ist Lee ohne Ziel auf dem Schlachtfeld umhergeritten und hat immer wieder ausgerufen, dass alles seine Schuld gewesen sei.

Die Armee von Virginia wird sich zurückziehen, das kurze Abenteuer, in den Norden zu marschieren und einen Angriff auf Washington zu versuchen, ist vorbei. General George Meade wird Lee nicht verfolgen, um den kümmerlichen Rest von Lees Armee zu vernichten. Er ist erst seit wenigen Tagen im Amt als Oberbefehlshaber der Army of the Potomac. Er möchte lieber ganz vorsichtig sein, er weiß, dass keiner seiner Vorgänger (McClellan, Burnside und Hooker) sich länger als ein halbes Jahr im Kommando gehalten haben. Er wird bis zum Kriegsende bleiben, obgleich er unter Ulysses S. Grant nicht mehr so viel zu sagen hat.

Aber zu Ende ist die Schlacht von Gettysburg nicht am Freitag, dem 3. Juli 1863 oder am Tage der Gettysburg Address im November des Jahres. Sie findet jedes Jahr wieder statt, re-enactment heißt das, und das ist in Amerika eine ganz große Sache. In den Jahren des Bürgerkrieges hat kein Schriftsteller über Gettysburg geschrieben. Der große Bürgerkriegsroman The Red Badge of Courage wurde von jemandem geschrieben, der noch nicht geboren war, als die Schlacht von Chancellorsville stattfand. Und so sind es eigentlich nur zwei Veteranen, die über den Krieg schreiben: Ambrose Bierce und John William DeForest. Dessen Roman, Miss Ravenel's Conversion from Secession to Loyalty, ist eine kuriose Mischung aus romantischem Schmalz und realistischer Kriegsbeschreibung. Man hat den Captain de Forest einen Realisten vor der Erfindung des Realismus genannt. Er wird heute selten gelesen, aber erstaunlicherweise kann man unter mehreren Ausgaben wählen (man sollte die von Gary Scharnhorst herausgegebene Penguin Ausgabe nehmen). Früher war man ja dankbar, wenn man die Facsimileausgabe der 1867 Auflage hatte. Der Roman lohnt sich auf jeden Fall, die realistischen Schlachtfeldbeschreibungen lesen sich, als seien sie von Hemingway geschrieben. Aber dies ist ein halbes Jahrhundert vor unserem Rotkreuzleutnant, der vier Wochen Fronterfahrung hatte. The best American novel hatte William Dean Howells den Roman von DeForest bei seinem Erscheinen begrüsst, vielleicht hat er damit immer noch Recht.

Die Produktion von Romanen über den Bürgerkrieg ist seit 1867 nicht abgerissen, wenn auch kein Roman den Erfolg von Gone with the Wind erreichen konnte. Aber ein Roman verdient es hervorgehoben zu werden, der Gettysburg Roman The Killer Angels von Michael Shaara. Sieben Jahre hat der Autor recherchiert, geschrieben und umgeschrieben, fünfzehn Verlage haben das Manuskript abgelehnt. Wenn man den Roman liest, fragt man sich: Konnten die alle nicht lesen? Dann brachte ihn der kleine Verlag McKay 1974 heraus, und im Jahr danach gab es den Pulitzerpreis. Da hat Random House/Ballantine ihn dann doch gekauft. General Norman Schwarzkopf hat über den Roman The best and most realistic historical novel about war I have ever read gesagt (und der Roman ist heute Pflichtlektüre an allen Offiziersschulen). The Killer Angels hat sich millionenfach verkauft, und wenn irgendein Roman diesen Erfolg verdient hat, dann ist es dieser Roman. Und er hat in der amerikanischen Kultur und der Erinnerungskultur weitergewirkt.

A book that changed my life, hat Ken Burns über The Killer Angels gesagt. Die Romanlektüre war die Keimzelle für die Dokumentation The Civil War, die Ric Burn mit seinem Bruder Ken Burns und Geoffrey C. Ward für PBS gemacht hat (es gab dazu auch ein exzellentes Begleitbuch der drei Autoren). Mehr als vierzig Millionen Amerikaner haben sie gesehen. Aber der Einfluss von The Killer Angels geht noch weiter. Mit einem Budget von 25 Millionen Dollar ließ Ted Turner, der das als eine historische, nationale Aufgabe empfand, den Roman verfilmen. Unter dem Titel Gettysburg wurde es 1993 einer der längsten Filme (254 Minuten), die in Amerika produziert wurden.

Dies stand hier (mit Ausnahme der Gettysburg Address ganz oben) vor drei Jahren schon einmal. Zum 150. Jahrestag des Beginns der Schlacht von Gettysburg dachte ich mir, ich könnte es noch einmal veröffentlichen. Had I taken your advice at Gettysburg instead of pursuing the course I did, how different all might have been, hat General Lee im Januar 1864 geschrieben. Späte Einsicht.

Ich habe erst durch den Gettysburg Artikel in der Süddeutschen Zeitung am 22./23. Juni (und durch eine Vielzahl von Leserzuschriften) gemerkt, dass heute der 150. Jahrestag der Schlacht von Gettysburg ist. Das hat mich bewogen, ein kleinen Liste mit der wichtigsten Literatur zum amerikanischen Bürgerkrieg zu schreiben und in den nächsten Tagen hier einzustellen.

Gettysburg


Als die Schlacht zu Ende war, hat es geregnet. Es regnet jetzt immer im Bürgerkrieg, wenn die Schlachten zu Ende sind. Meteorologen vermuten, dass es etwas mit der Artillerie zu tun hat. Die hatte heute am 3. Juli um 13 Uhr zu feuern begonnen, mit allem, was der Süden noch an Munition hatte. Zwei Stunden lang. Offiziell wird die Artillerie von General William Pendleton kommandiert, der die diesen Posten wohl nur hat, weil er mit General Lee in einer Klasse in West Point war. In Wirklichkeit hat Colonel Edward Porter Alexander, der erst achtundzwanzig ist, die Befehlsgewalt. Er ist einer der fähigsten Ingenieure in den Reihen des Südens. Wenn Alexander mit der Kanonade fertig ist, soll der Angriff beginnen, der als Pickett's Charge berühmt geworden ist.

For every Southern boy fourteen years old, not once but whenever he wants it, there is the instant when it's still not yet two o'clock on that July afternoon in 1863, the brigades are in position behind the rail fence, the guns are laid and ready in the woods and the furled flags are already loosened to break out and Pickett himself with his long oiled ringlets and his hat in one hand probably and his sword in the other looking up the hill waiting for Longstreet to give the word and it's all in the balance, it hasn't happened yet, it hasn't even begun yet, it not only hasn't begun yet but there is still time for it not to begin against that position and those circumstances which made more men than Garnett and Kemper and Armistead and Wilcox look grave yet it's going to begin, we all know that, we have come too far with too much at stake and that moment doesn't need even a fourteen-year-old boy to think This time. Maybe this time with all this much to lose than all this much to gain: Pennsylvania, Maryland, the world, the golden dome of Washington itself to crown with desperate and unbelievable victory the desperate gamble, the cast made two years ago.

Das ist ein Zitat aus Faulkners Roman Intruder in the Dust, das diesen Augenblick beinahe wie ein Drehbuch für einen Film evoziert. Ein Moment, den jeder Vierzehnjährige im Süden so im Kopf hat und jederzeit so abrufen kann (so Faulkner). Intruder in the Dust ist 85 Jahre nach der Schlacht von Gettysburg geschrieben, aber im Süden von William Faulkner sind Vergangenheit und Gegenwart ein großes Kontinuum. Und wahrscheinlich können noch viele im Süden den Beginn von Pickett's Charge so evozieren. Auf jeden Fall, nachdem sie die Ted Turner Produktion Gettysburg gesehen haben.

General Longstreet (auf dem Bild von Tom Berenger gespielt) hat diese Schlacht, die sich so zufällig ergeben hat, nicht gewollt, aber Lee zwingt ihn, auch noch am dritten Tag ohne Chance den Norden auf der kleinen Hügelkette anzugreifen. Longstreet ist sicherlich Lee kompetentester General, und Lee hält große Stücke auf ihn. Aber James Longstreet kommt nicht aus Virginia, wie die meisten Millionäre und Großgrundbesitzer, die Robert E. Lee als Generäle um sich geschart hat. Nach der verlorenen Schlacht und dem verlorenen Krieg wird der Süden ihn zum Hauptschuldigen machen, denn Lee macht man nicht zum Schuldigen, der hat eine Art Heiligenstatus im Süden. Bis heute. Nach der verlorenen Schlacht ist Lee ohne Ziel auf dem Schlachtfeld umhergeritten und hat immer wieder ausgerufen, dass alles seine Schuld gewesen sei.

Die Armee von Virginia wird sich zurückziehen, das kurze Abenteuer, in den Norden zu marschieren und einen Angriff auf Washington zu versuchen, ist vorbei. General George Meade wird Lee nicht verfolgen, um den kümmerlichen Rest von Lees Armee zu vernichten. Er ist erst seit wenigen Tagen im Amt als Oberbefehlshaber der Army of the Potomac. Er möchte lieber ganz vorsichtig sein, er weiß, dass keiner seiner Vorgänger McClellan, Burnside und Hooker sich länger als ein halbes Jahr im Kommando gehalten haben. Er wird bis zum Kriegsende bleiben, obgleich er unter Ulysses S. Grant nicht mehr so viel zu sagen hat.

Aber zu Ende ist die Schlacht von Gettysburg nicht am Freitag, dem 3. Juli 1863 oder am Tage der Gettysburg Address im November des Jahres. Sie findet jedes Jahr wieder statt, re-enactment heißt das, und das ist in Amerika eine ganz große Sache. In den Jahren des Bürgerkrieges hat kein Schriftsteller über Gettysburg geschrieben. Der große Bürgerkriegsroman The Red Badge of Courage wurde von jemandem geschrieben, der noch nicht geboren war, als die Schlacht von Chancellorsville stattfand. Und so sind es eigentlich nur zwei Veteranen, die über den Krieg schreiben: Ambrose Bierce und John William DeForest. Dessen Roman, Miss Ravenel's Conversion from Secession to Loyalty, ist eine kuriose Mischung aus romantischem Schmalz und realistischer Kriegsbeschreibung. Man hat den Captain de Forest einen Realisten vor der Erfindung des Realismus genannt. Er wird heute selten gelesen, aber erstaunlicherweise kann man unter mehreren Ausgaben wählen (man sollte die von Gary Scharnhorst herausgegebene Penguin Ausgabe nehmen). Früher war man ja dankbar, wenn man die Facsimileausgabe der 1867 Auflage hatte. Der Roman lohnt sich auf jeden Fall, die realistischen Schlachtfeldbeschreibungen lesen sich, als seien sie von Hemingway geschrieben. Aber dies ist ein halbes Jahrhundert vor unserem Rotkreuzleutnant, der vier Wochen Fronterfahrung hatte. the best American novel hatte William Dean Howells den Roman von DeForest bei seinem Erscheinen begrüsst, vielleicht hat er damit immer noch Recht.

Die Produktion von Romanen über den Bürgerkrieg ist seit 1867 nicht abgerissen, wenn auch kein Roman den Erfolg von Gone with the Wind erreichen konnte. Aber ein Roman verdient es hervorgehoben zu werden, der Gettysburg Roman The Killer Angels von Michael Shaara. Sieben Jahre hat der Autor recherchiert, geschrieben und umgeschrieben, fünfzehn Verlage haben das Manuskript abgelehnt. Wenn man den Roman liest, fragt man sich: Konnten die alle nicht lesen? Dann brachte ihn der kleine Verlag McKay 1974 heraus, und im Jahr danach gab es den Pulitzerpreis. Da hat Random House/Ballantine ihn dann doch gekauft. General Norman Schwarzkopf hat über den Roman The best and most realistic historical novel about war I have ever read gesagt (und der Roman ist heute Pflichtlektüre an allen Offiziersschulen). The Killer Angels hat sich millionenfach verkauft, und wenn irgendein Roman diesen Erfolg verdient hat, dann ist es dieser Roman. Und er hat in der amerikanischen Kultur und der Erinnerungskultur weitergewirkt.

A book that changed my life, hat Ken Burns über The Killer Angels gesagt. Die Romanlektüre war die Keimzelle für die Dokumentation The Civil War, die Ric Burn mit seinem Bruder Ken Burns und Geoffrey C. Ward für PBS gemacht hat (es gab dazu auch ein exzellentes Begleitbuch der drei Autoren). Mehr als vierzig Millionen Amerikaner haben sie gesehen. Aber der Einfluss von The Killer Angels geht noch weiter. Mit einem Budget von 25 Millionen Dollar ließ Ted Turner, der das als eine historische, nationale Aufgabe empfand, den Roman verfilmen. Unter dem Titel Gettysburg wurde es 1993 einer der längsten Filme (254 Minuten), die in Amerika produziert wurden.

Dienstag, 15. Juli 2014

Sam Elliott


Dies ist ein kurzer Geburtstagsgruß an Sam Elliott. Er wird heute [9.8.2011] 67. Und ist einwandfrei der schönste Schnurrbartträger unter den amerikanischen Filmschauspielern. Da kommt Tom Selleck nicht ran. Und wie man auf dieser Seite sehen kann, sticht er auch alle anderen Schnurrbartträger aus.  Der Mann mit der sonoren Stimme und dem Western drawl (hören Sie doch ➱hier mal hinein) hat nie die ganz großen Rollen bekommen, seitdem er eine kleine Nebenrolle in Butch Cassidy and the Sundance Kid gespielt hat. Viel TV, viele Western. Da ist er eine Idealbesetzung. Er war aber auch wunderbar als der Cowboy (The Stranger) an der Bar in ➱The Big Lebowsky, der auch der Erzähler des Films ist. Und wirklich überzeugend ist er als Brigadegeneral John Buford in dem Film Gettysburg. Der als erster erkennt, wie ideal Gettysburg als Schlachtfeld geeignet ist, wenn man nur die Höhenzüge besetzen kann. Und vorher die anrückende Division von A.P. Hill (die nach Gettysburg marschiert, weil es dort angeblich Schuhe geben sollte) so lange aufhält. Und das wird John Buford tun.

Man kann auf YouTube einen kurzen Ausschnitt aus Gettysburg sehen, Bild und Ton sind nicht gut, aber es lohnt sich, den Film als DVD zu kaufen, in dem eine Vielzahl von bekannten amerikanischen Schauspielern (zum Teil durch furchtbare falsche Bärte entstellt) die Helden des Nordens und des Südens darstellte. Bei den Komparsen konnte die Produktionsfirma auf die re-enactment companies zurückgreifen, die schon routinemäßig in Amerika jedes Jahr Schlachten des Bürgerkriegs nachspielen. Der Drehbuchautor des Filmes wird keine große Mühe gehabt haben, denn der Roman The Killer Angels von Michael Schaara war schon filmisch geschrieben. Es ist neben Shiloh: A Novel von Shelby Foote sicher der beste Roman, der über den amerikanischen Bürgerkrieg geschrieben wurde. Die Lektüre des Romans hat Ken Burns dazu gebracht, seine Dokumentation über den Bürgerkrieg zu drehen.

Der Autor schlüpft in die Psyche einer begrenzten Zahl von Personen (ausgewogen für Nord- und Südstaaten), wie zum Beispiel General Longstreet (den der Süden unberechtigt für die Niederlage verantwortlich machte) und den militärisch unerfahrenen College Professor Joshua Chamberlain (der der Held des Nordens wird). Das ist professionell geschrieben, alle historischen Dinge stimmen bis ins Detail. Und das Buch ist noch mehr als ein x-beliebiger historischer Roman aus der Retorte. Durch die atmosphärische Dichte wird der Roman durchaus zu wirklicher Literatur. Dies ist die Geschichte vom endgültigen Untergang des Südens, die immer wieder erzählt worden ist. Jeder Schuljunge, sagt Faulkner in Intruder in the Dust, kennt den Augenblick, in dem General Pickett die letzte Attacke des Südens befehlen wird:

For every Southern boy fourteen years old, not once but whenever he wants it, there is the instant when it's still not yet two oclock on that July afternoon in 1863, the brigades are in position behind the rail fence, the guns are laid and ready in the woods and the furled flags are already loosened to break out and Pickett himself with his long oiled ringlets and his hat in one hand probably and his sword in the other looking up the hill waiting for Longstreet to give the word and it's all in the balance, it hasn't happened yet, it hasn't even begun yet, it not only hasn't begun yet but there is still time for it not to begin against that position and those circumstances which made more men than Garnett and Kemper and Armistead and Wilcox look grave yet it's going to begin, we all know that, we have come too far with too much at stake and that moment doesn't need even a fourteen-year-old boy to think This time. Maybe this time with all this much to lose and all this much to gain: Pennsylvania, Maryland, the world, the golden dome of Washington itself to crown with desperate and unbelievable victory the desperate gamble, the cast made two years ago....

Und während Tom Berenger als Longstreet in dem Film Gettysburg mit seinem falschen Bart zu kämpfen hat, kann Sam Elliott mit seinem horseshoe moustache ganz natürlich spielen, so als ob er der General John Buford wirklich wäre. Das ist einer der großen Momente des Films.

Man hat Sam Elliott spät entdeckt. Seit The Big Lebowsky bekommt er auch richtige Rollen, nicht nur Cowboys. Wenn Sam Elliott mehr Glück im Hollywoodgeschäft gehabt hätte, hätte er vielleicht ein zweiter John Wayne werden können. Aber irgendwie ist er zu zurückhaltend für die Traumfabrik, keine Skandale. Seit 1984 mit der schnuckeligen ➱Katharine Ross verheiratet (so lange war sie noch nie verheiratet, obwohl sie schon dreimal verheiratet war). Sam Elliott hätte auch in die Country Music gehen können, irgendwie erinnert er mich immer ein wenig an Lyle Lovett. Der war ja auch mal mit einem Hollywoodstar verheiratet, das hat aber nicht so lange gehalten wie bei Katharine Ross und Sam Elliott.

Happy Birthday, Sam. Mögen die wirklich großen Rollen noch kommen. Möge die Ehe mit Katharine Ross noch lange halten. Ich wusste nie, dass sie so klein ist. Im Film sind kleine Frauen immer größer. Kleine Männer auch. Ich stelle zum Schluss mal den alten Tom Petty Song hierher (ja, ich weiß, dass Johnny Cash das gesungen hat), weil Sam Elliott den auch mal ➱gesungen hat. Und irgendwie passt er zu ihm.

Well I won't back down
No I won't back down
You can stand me up at the gates of hell
But I won't back down

No I'll stand my ground, won't be turned around
And I'll keep this world from draggin me down
gonna stand my ground
and I won't back down

Chorus:
(I won't back down...)
Hey baby, there ain't no easy way out
(and I won't back down...)
hey I will stand my ground
and I won't back down

Well I know what's right, I got just one life
in a world that keeps on pushin me around
but I'll stand my ground
and I won't back down

(I won't back down...)
Hey baby, there ain't no easy way out
(and I won't back down...)
hey I will stand my ground
(I won't back down)
and I won't back down...

(I won't back down...)
Hey baby, there ain't no easy way out
(I won't back down)
hey I won't back down
(and I won't back down)
hey baby, there ain't no easy way out
(and I won't back down)
hey I will stand my ground
(and I won't back down)
and I won't back down
(I won't back down)
No I won't back down...


Mittwoch, 9. Juli 2014

Der amerikanische Civil War: Ein Literaturbericht


Ich hatte in den fünfziger Jahren von Nachbarn, die nach Mexiko auswanderten, eine zweibändige Geschichte Amerikas geschenkt bekommen: James Truslow Adams' The March of Democracy: A History of the United States. Mit dem schlimmen Basis Englisch, das ich von den amerikanischen Besatzern auf der Straße gelernt hatte (und dem besseren Englisch der Volksschule) arbeitete ich mich peu à peu durch die beiden Bände hindurch. Glücklicherweise waren Bilder darin. Das Werk steht noch heute in meinem Buchregal, allerdings nicht dort, wo die wirklich wichtigen Bücher zur amerikanischen Geschichte stehen. Adams ist kein studierter Historiker gewesen, aber er hat eine interessante Karriere gehabt, die ihn unter anderem als Mitglied der amerikanischen Delegation zu den Pariser Friedensverhandlungen geführt hat. Er hat einen Pulitzer Prize und eine Vielzahl von akademischen Ehrungen bekommen, und man wird ihn immer zitieren als denjenigen, der den Begriff American Dream geprägt hat.

Es gibt neben James Truslow Adams eine Vielzahl von amerikanischen Autoren, deren Bücher zu Recht berühmt geworden sind, ohne dass die Autoren ausgewiesene Fachwissenschaftler gewesen wären. James Thomas Flexner hat nie Kunstgeschichte studiert, hat aber die besten Bücher über die amerikanische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts geschrieben. Und Shelby Foote ist ein Schriftsteller aus den Südstaaten gewesen, über den Faulkner einmal sagte: There's a young man, a Mississippian, Shelby Foote, that shows promise, if he'll just stop trying to write Faulkner and will write some Shelby Foote. Das ist sicher ein großes Kompliment gewesen, obgleich der Einfluss von Faulkner auf Footes Roman Shiloh auf beinahe jeder Seite deutlich ist. Wenn eine große Öffentlichkeit den Schriftsteller Foote auch nicht gelesen hatte, den Verfasser der dreibändigen Geschichte des Bürgerkriegs, den wird eines Tages ganz Amerika kennen.

Auf dieser Lithographie Lee and His Generals von George Bagby Matthews steht der Stolz des Südens in seltsamer Isokephalie vereint. Robert E. Lee, der beinahe wie ein Zivilist aussieht, überragt sie mit seinen 178 Zentimetern alle. In der Wirklichkeit wohl nicht. In der Wirklichkeit hat dieses Treffen auch nicht stattgefunden, denn viele der sechsunzwanzig Generäle auf diesem Bild (die natürlich alle in Douglas Southall Freemans Lee's Lieutenants: A Study in Command vorkommen) sind längst tot. Und diese Einheitsuniform haben sie auch nie getragen, auf Photographien - und der Bürgerkrieg ist dank Mathew B. Brady (Sie können sich ➱hier hier durch tausende von Photos klicken) der erste photographisch festgehaltene Krieg - sehen sie ganz anders aus.

Es gibt genügend Darstellungen der Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs, sie sind fast immer von amerikanischen Autoren geschrieben. Von daher gesehen kann es nur interessant sein, wenn sich ein europäischer Historiker des Themas annimmt. Zumal wenn es Englands berühmtester Militärhistoriker ➱Sir John Keegan ist. Aber man muss leider sagen, dass The American Civil War: A military history (deutsch: Der amerikanische Bürgerkrieg. Rowohlt 2010) nicht das beste Werk des Autors ist. An seinen Klassiker The Face of Battle von 1976 reicht es nicht annähernd heran. Das Buch hat in Amerika, wo man von diesem Krieg ja immer noch besessen ist - man denke nur an die zahlreichen re-enactments einzelner Schlachten - sehr schlechte Kritiken erhalten. Daraus hat der Verlag offensichtlich gelernt und hat für die Paperbackausgabe einige der schlimmsten Fehler stillschweigend korrigiert.

Was mich wirklich wundert ist, dass bei Keegan Shelby Footes dreibändige Geschichte des Civil War (The Civil War: A Narrative), an der Foote sechzehn Jahre gearbeitet hat, überhaupt nicht erwähnt wird. Footes Roman Shiloh natürlich auch nicht. 1958 erschien der erste Band (Fort Sumter to Perryville),  1963 der zweite (Fredericksburg to Meridian) und 1974 der letzte Band (Red River to Appomattox). Es ist ein majestätisches Werk, dreitausend Seiten lang. Es ist nicht das Werk eines Berufshistorikers, es ist das Werk eines Schriftstellers, deshalb heißt es im Untertitel auch A Narrative. Stilistisch ist es allen anderen Darstellungen überlegen. Es ist kein objektives Werk, der Südstaatler Foote schreibt aus der Perspektive des Südens, das hat er nie verheimlicht.

Shelby Foote ist auch der Berater für die elfstündige Fernsehserie The Civil War (Der Amerikanische Bürgerkrieg) ➱von Ken Burns gewesen. Ein Dokumentarfilm, produziert vom nicht-kommerziellen  Sender PBS. Neunundachtzig Mal ist Shelby Foote in den neun Teilen der Serie zu sehen, seine Klarsicht, Weisheit und seine Anekdoten machten ihn zu einer nationalen Berühmtheit (und steigerten die Verkaufszahlen seiner Bücher). In mancher Weise strukturiert das Auftreten von Foote das Werk von Burns. Zu der Serie erschien ein Begleitbuch von Geoffrey Ward, Ric Burns und Ken Burns, das für Einsteiger in das Thema Bürgerkrieg sicherlich die erste Wahl ist.

Neben dem Paket von Fernsehserie und Begleitbuch von Ken Burns ist das Buch Battle Cry of Freedom: The Civil War Era (1988) das Beste, das man lesen kann. Der Historiker James M. McPherson hat dafür zu Recht den Pulitzer Prize bekommen. Und der englische Historiker Hugh Brogan hat das Buch the best one-volume treatment of its subject I have ever come across. It may actually be the best ever published genannt. Hugh Brogan ist kein Leichtgewicht unter Historikern. Seine Longman History of the United States of America (1985), die fünf Jahre später (mit einem zusätzlichen Kapitel versehen) als The Penguin History of the United States of America erschien, ist meiner Meinung nach die beste einbändige Geschichte der USA. Erfreulicherweise ist McPhersons Battle Cry of Freedom auch in deutscher Sprache erschienen (Für die Freiheit sterben: Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges).

Bevor Shelby Footes und James McPhersons Werke auf den Markt kamen, war Bruce Catton (wieder ein narrative historian, der kein abgeschlossenes Geschichtsstudium vorzuweisen hatte) die Autorität auf dem Gebiet Civil War. Mein Penguin Book of the American Civil War von 1966 ist inzwischen arg zerlesen, es war das erste seriöse Buch, das ich über den amerikanischen Bruderkrieg las. Später habe ich mir natürlich seine dreibändige Geschichte des Bürgerkriegs gekauft, für deren letzten Band (A Stillness at Appomatox) er 1954 den Pulitzer Prize und den National Book Award erhielt. Es bleibt, auch nach mehr als einem halben Jahrhundert, ein eindrucksvolles, gut geschriebenes Werk eines narrative historians. Der immer einen Blick für eine gut plazierte Anekdote hat. Er hat auch Platz für unseren deutschen Captain ➱Hubert Dilger, den andere Historiker manchmal nicht erwähnen. Wenn man die Bücher von Shelby Foote, James McPherson und Bruce Catton betrachtet, dann muss man sagen, dass die Welt John Keegans The American Civil War: A military history überhaupt nicht gebraucht hätte.

The world will little note, nor long remember what we say here, but it can never forget what they did here. Der Satz in Lincolns Gettysburg Address ist heute nicht vergessen. Vor Lincoln sprach an dem Tag der Gouverneur Edward Everett, der als offizieller Festredner eingeladen worden war (Lincoln nur als Gast). Für Everett hatte man neben dem Rednerpodium ein kleines Zelt aufgebaut, damit er eine Pinkelpause machen konnte. Denn seine Rede dauerte über zwei Stunden. Lincoln sprach nur zwei Minuten, er brauchte nur 269 Wörter. I should be glad if I could flatter myself that I came as near to the central idea of the occasion, in two hours, as you did in two minutes, hat Everett dem Präsidenten danach in einem Brief geschrieben. Garry Wills, einer der bedeutendsten amerikanischen Kulturhistoriker, dessen Spektrum von Augustinus bis ➱John Wayne reicht, hat der kurzen Rede Lincolns ein ganzes Buch gewidmet: Lincoln at Gettysburg: The Words That Remade America. In Kurzform können Sie Garry Wills ➱hier lesen, aber das ist natürlich nur eine Art abstract der 360 Seiten des Buches. Macht aber Appetit auf das Buch.

Der quietschegrüne Farbfleck hier links ist der Umschlag von dem wirklich wunderbaren Buch ➱Confederates in the Attic, das im Untertitel Dispatches from the Unfinished War heißt. Für viele Amerikaner ist der Bürgerkrieg heute noch nicht zu Ende. Der Pulitzer Preisträger Tony Horwitz bewegt sich hier auf den Spuren des Kriegs, hundertdreißig Jahre nach seinem Ende. Scarlett O'Hara Doubles und battle re-enactments kommen hier natürlich auch drin vor, aber auch ein Besuch der Spuren des gefürchteten KZ-ähnlichen Gefangenenlagers Andersonville. Das Buch ist im frechen Stil von Tom Wolfe geschrieben, aber es ist nicht oberflächlich. Irgendwie dringt es tief bis zum heart of darkness der amerikanischen Seele vor. Horwitz's chronicle of his odyssey through the nether and ethereal worlds of Confederatemania is by turns amusing, chilling, poignant, and always fascinating. He has found the Lost Cause and lived to tell the tale a wonderfully piquant tale of hard-core reenactors, Scarlett O'Hara look-alikes, and people who reshape Civil War history to suit the way they wish it had come out. If you want to know why the war isn't over yet in the South, read Confederates in the Attic to find out, hat James McPherson über das Buch gesagt.

Als Colonel Edward Porter Alexander am 3. Juli 1863 das Feuer von Longstreets Artillerie einstellt, kann er sehen, dass alles zu Ende ist. Er sieht, wie General Armistead, den Hut in der Hand, erschossen wird, als er gerade die Kanonen des Feindes erreicht. Alexander sieht, wie Picketts Angriff scheitert, er spart jetzt jeden Schuss für den Fall, dass General Meade der zurückflutenden Armee des Südens nachsetzt. Doch der einzige, der auf Colonel Alexander zureitet, ist General Lee. Später kommt noch der englische Colonel Arthur Fremantle hinzu. Lee stellt die Colonels einander nicht vor, in dem Augenblick wird Alexander klar, wie er aussieht. Er trägt nur sein Hemd und die roten Hosen eines Artillerieoffiziers, nichts weist auf seinen Dienstgrad hin, seine Hosen sind zerfetzt. Er hat es der Nachwelt in ➱Fighting for the Confederacy: The Personal Recollections of General Edward Porter Alexander beschrieben, ein Buch, das in klarer Sprache nichts beschönigt und nichts schönt. Und das erstaunlicherweise bis 1989 warten musste, bis es veröffentlicht wurde.

Viele andere Bücher nicht. Und das ist es, was die Literatur über den Bürgerkrieg so schwierig und unübersichtlich macht. Vom einfachen Soldaten bis zum General scheint jeder in jeder freien Minute geschrieben zu haben. Selten schreiben Generäle so gut wie ➱Ulysses S. Grant (dies Bild zeigt Winfield Scott Hancock, den Helden von Gettysburg mit seinem ➱Stab. Sie können ➱hier seine Biographie lesen).

Wenige Generäle schreiben so gut wie Grant, wenige so klar und offen wie Edward Porter Alexander. Muss man alle Quellen lesen? Wenn man kein professioneller Historiker ist, wohl nicht. Aber Quellensammlungen, die in sich selbst eine Geschichte des Konflikts konstituieren, wie ➱Henry Steele Commagers The Blue and the Gray oder ➱James M. McPhersons What they fought for, 1861-1865, die sollte man schon lesen. Und da hätte ich beinahe die vorzügliche Anthologie von ➱Paul M. Angle und ➱Earl Schenck Miers vergessen, nur weil die sich in die zweite Reihe des Regals verdrückt hat. Aber dahin gehört Tragic years, 1860-1865: A documentary history of the American Civil War auf keinen Fall.

Ich habe eingangs Douglas Southall Freemans Lee's Lieutenants erwähnt, man sollte natürlich die Lee Biographie von Freeman erwähnen (der auch eine sechsbändige ➱Washington Biographie geschrieben hat). Über beinahe jeden General gibt es eine Biographie, die meisten sind schlichtweg unlesbar. Und natürlich gibt es eine Vielzahl von hochinteressanten Studien zu einzelnen Personen und einzelnen Kriegsschauplätzen. Ich habe vor Jahren auch einen kleinen Beitrag zur Vermehrung der Literatur zum Bürgerkrieg geleistet und den Weg eines bestimmten Regiments aus Boston durch den Krieg verfolgt. Steht jetzt im Netz. Sie können es ➱hier lesen. Zählt aber nicht zu den wichtigsten Publikationen, die ich heute am letzten Tag der Schlacht von Gettysburg vorstelle. Wie ich das ➱vorgestern angekündigt habe. Manchmal mache ich meine Ankündigungen ja wahr.

Winfield Scott


Als der Bürgerkrieg ein halbes Jahr alt ist, schickt man ihn in den Ruhestand. Er ist der älteste General, den die Amerikaner haben. Er war schon General, da hatte Wellington noch nicht Napoleon besiegt. Jetzt ist er 75 und schläft manchmal bei Generalstabsbesprechungen ein. Das ist dem Fürsten Pückler auch passiert, der mit 81 Jahren am so genannten Deutschen Krieg teilgenommen hatte. Vier Jahre später wollte er auch noch gegen Frankreich dabei sein, da hat man ihn nach Hause geschickt. Winfield Scott ist mit den Jahren auch furchtbar fett geworden, man kriegt ihn nicht mehr aufs Pferd. Einige Stunden Verwaltungsarbeit am Schreibtisch in Washington, das kriegt er aber noch hin.

Denn im Gegensatz zu vielen anderen Generälen ist Winfield Scott nicht doof. Er ist ein gebildeter Mann, ist in Europa gewesen, hat Militärhandbücher von Napoleon aus dem Französischen ins Englische übersetzt. Und er hat Mut, nicht nur auf dem Schlachtfeld. Als junger Captain stellt er sich offen gegen James Wilkinson, die wohl kriminellste Type, die die US Army jemals in ihren Reihen hatte. Hat es aber mal für anderthalb Jahre zum Oberkommandierenden der US Army gebracht. Ich hatte ihn schon einmal in diesem Blog erwähnt. Die Auseinandersetzung mit dem kriminellen Vaterlandsverräter Wilkinson bedeutet für den jungen Captain Scott erstmal einen Karriereknick, wird aber seinen Aufstieg zum höchsten militärischen Dienstgrad (Generalleutnant) nach George Washington nicht behindern. Wenn der Kongress nicht 1976 zur Zweihundertjahrfeier durch das Gesetz 94-479 Washington nachträglich zum neu geschaffenen General of the Armies of the United States ernannt hätte (und wenn man nicht eines Tages so viele Vier- und Fünf-Sterne Generäle erfunden hätte), wäre Winfield Scott auf der Rangliste der US Army immer noch ganz oben.

Obgleich Winfield Scott selbst weiß, dass er für die Aufgabe als Oberkommandierender zu alt ist und er von sich aus Lincoln seinen Rücktritt angeboten hat, ist die Art und Weise, wie er sein Amt verliert, nicht schön. Denn da ist der General George McClellan, der sich selbst für einen zweiten Napoleon hält. Extrem eitel, posiert er ständig in eleganten neuen Uniformen für Presse und Photographen. Und er hat jetzt nicht anderes zu tun, als sich durch Ränke und Intrigen das Oberkommando zu sichern. Wir können die Charakterisierung McClellans ganz kurz fassen: er ist der Guttenberg Amerikas. Im August 1861 schreibt er an seine Frau: I am leaving nothing undone to increase our force but that confounded old Gen'l always comes in my way: He is a perfect incubus. He understands nothing, appreciates nothing. I do not know whether he is a dotard or a traitor... If he cannot be taken out of my path, I will resign...The people call upon me to save the country - I must save it and cannot respect anything that is in the way.

Wenige Monate später hat er seinen Willen. Da erläßt Lincoln schweren Herzens folgenden Befehl:

The following order from the President of the United States, announcing the retirement from active command of the honored veteran Lieutenant general Winfield Scott, will be read by the army with profound regret: EXECUTIVE MANSION, WASHINGTON. November 1, 1861

On the 1st day of November, A.D. 1861, upon his own application to the President of the United States, Brevet Lieutenant-General Winfield Scott is ordered to be placed, and hereby is placed, upon the list of retired officers of the army of the United States, without reduction in his current pay, subsistence, or allowances.
The American people will hear with sadness and deep emotion that General Scott has withdrawn from the active control of the army, while the President and a unanimous Cabinet express their own and the nation's sympathy in his personal affliction and their profound sense of the important public services rendered by him to his country during his long and brilliant career, among which will ever be gratefully distinguished his faithful devotion to the Constitution, the Union, and the flag when assailed by parricidal rebellion.
ABRAHAM LINCOLN

George McClellan wird seinen Vorgänger noch auf dem Bahnhof von Washington verabschieden, sorgfältig für die Presse inszeniert. Danach schreibt er seiner Frau: It may be that some distant day I, too, shall totter away from Washington, a worn-out soldier with naught to do but to make my peace with God. The sight of this morning was a lesson to me which I hope not soon to forget. I saw there the end of a long, active and ambitious life, the end of the career of the first soldier of the nation; and it was a feeble old man scarce able to walk; hardly anyone there to see him off but his successor. Should I ever become vainglorious and ambitious, remind me of that spectacle. Wenn irgend jemand vainglorious and ambitious ist, dann ist es George McClellan. Sein Brief klingt in jedem Satz verlogen. Es wird auch nicht lange dauern, dass er er auf dem Bahnsteig des Bahnhofs von Washington steht. Ein Jahr später ist er das Oberkommando los. Lincoln wird ihn niemals zurückholen.

Winfield Scott wußte, dass der Krieg lange dauern würde, McClellan wollte einen schnellen Sieg, hatte aber furchtbaren Schiss vor General Lee. Viele Amerikaner im Norden haben ja geglaubt, dass der Krieg in einer Woche vorbei sei. Einmal von Washington nach Richmond marschieren und fertig. Der berühmte William H. Russell von der Londoner Times (der schon schreckliche Dinge aus dem Krimkrieg berichtet hatte) wird den unrühmlichen Rückzug der Armee der Nordstaaten nach der Schlacht von Bull Run beschreiben. Danach glaubt niemand mehr an einen schnellen Sieg des Nordens. Aber Russell erhält hunderte von Morddrohungen.

Winfield Scott konnte zwischen Strategie und Taktik unterscheiden, er war damals einer der wenigen. Er hatte einen strategischen Plan, der als Anaconda Plan berühmt wurde. Wie eine Riesenschlange sollte der Norden den Süden von der Aussenwelt abschneiden und jeden Handel (und mögliche Waffenlieferungen) unterbinden. Man hat Scott damals ausgelacht. Aber man wird später doch mehr oder weniger reumütig auf diesen Plan zurückgreifen, wenn man sieht, dass man den Krieg nicht durch eine einzige Entscheidungsschlacht in Virginia gewinnen kann. Historische Spekulationen was wäre gewesen, wenn... sind immer ein wenig müßig, aber Scotts Plan hätte viel Leid vermeiden können. Denken wir also heute einen Augenblick an den feeble old man scarce able to walk, der heute vor 145 Jahren gestorben ist.