Heute (2. September 2014) vor hundert Jahren war sie zu Ende, die Schlacht von Tannenberg. Paul von Hindenburg war noch während der Schlacht zum Generaloberst befördert worden, am 2. September 1914 erhielt er den Orden Pour le Mérite. Er war kurz vor der Schlacht mit dem Zug aus Hannover gekommen und hatte die 8. Armee übernommen. Später erzählte er gerne, dass er während der ganzen Schlacht gut geschlafen haben. Seine Verdienste bei dem Sieg gegen die Russen waren klein, der Mythos gewaltig, der sich jetzt aufbaute (und aufgebaut wurde). Der General Max Hoffmann (auf dem Photo rechts von Hindenburg), der der eigentliche Stratege bei dieser Schlacht war, urteilte später über Hindenburg: Der Kerl ist ein zu trauriger Genosse, dieser große Feldherr und Abgott des Volkes ... Mit so wenig eigener geistiger und körperlicher Anstrengung ist noch nie ein Mann berühmt geworden. Doch wer erinnert sich an Max Hoffmann?
Paul von Hindenburg kannte nach der Schlacht jeder. Die Schlacht von Tannenberg fand übrigens gar nicht bei Tannenberg statt, die Namensgebung war ein geschickter propagandistischer Schachzug von Hindenburg, hatte hier doch fünfhundert Jahre zuvor das Heer des Deutschen Ordens gegen den König von Polen verloren. Genugtuung nach fünfhundert Jahren, das konnte man propagandistisch verkaufen.
In dieser Schicksalsstunde war auch die Feder der deutschen Dichter gefragt. Eine gewisse Agnes Miegel, die in den fünfziger Jahren noch ein gewisses Ansehen in der bürgerlichen deutschen Gesellschaft genoß (lag es daran, dass sie Hitler vergöttert hatte?), und deren Gedichte noch in Lesebüchern zu finden waren, dichtete damals:
Im Morgengrauen, dicht bei dicht,
Vor dem Anschlag an der Mauerwand
Alt und jung beieinander stand.
Sie lasen murmelnd im ersten Licht
Wort für Wort, wieder und wieder,
Und den Namen darunter.
Keiner hat ihn gekannt.
„Hindenburg“!
Sie sprachen ihn laut einander vor.
Keiner hat ihn gekannt.
„Hindenburg“!
Sie sprachen ihn laut einander vor.
„Wer ist er? Woher?
Welke Hand hob kleine weiche Hand empor
Welke Hand hob kleine weiche Hand empor
Daß sie ihn nachzog.
Greises Haupt beugte sich nieder
Ließ rosigen Mund ihn stammeln. Sprach:
„Das ist Er,
Der Verheißne, der Greis aus dem Berg Vergessenheit,
Den unsere Not gerufen.
„Das ist Er,
Der Verheißne, der Greis aus dem Berg Vergessenheit,
Den unsere Not gerufen.
Er kam. Er hat uns befreit.
Vergiß ihn nie!“
Nie!
Und ein verstörtes, zerquältes Land
Vergiß ihn nie!“
Nie!
Und ein verstörtes, zerquältes Land
Griff aufatmend nach seiner mächtigen Hand
Und lehnte sich wie ein Kind an seine Knie!
Wenige Tage nach dem Sieg über Rußland wird an der Westfront die Marneschlacht beginnen.
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